Weiter Aufregung in Stützenhofen

Schönborn muss Rücktritt annehmen

Weiterhin Aufregung herrscht in der Pfarre Stützenhofen im Weinviertel, der kleinsten Pfarre der Erzdiözese Wien: Jetzt will der Pfarrer Gerard Joszef Swierzek zurücktreten - weil sein Vorgesetzter, der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, die Wahl eines homosexuellen Mannes in den Pfarrgemeinderat trotz anfänglicher Bedenken doch akzeptiert hat. Den Rücktritt muss der Kardinal aber aktiv annehmen.

Kardinal Schönborn weilt zurzeit im Ausland - per Aussendung ließ die Erzdiözese Wien aber verlauten, dass der Verzicht eines Seelsorgers auf seine Pfarre an sich "nichts außergewöhnliches" sei. Auch Pfarrer Swierzek scheut zurzeit die Öffentlichkeit. Der Experte für Kirchenrecht, Ludger Müller, sagt, damit der Rücktritt wirksam ist, müsse er von Schönborn angenommen werden.

Mittagsjournal, 10.4.2012

Einseitig nicht wirksam

Die rechtliche Situation ist an sich klar: Selbstverständlich kann und darf auch ein katholischer Pfarrer zurücktreten, etwa aus gesundheitlichen Gründen, sagt Ludger Müller, Professor für Kirchenrecht an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität. Der Rücktritt eines Pfarrers sei aber ein Annahme-bedürftiger Akt, müsste also vom Bischof angenommen werden.

Gespräch erst nächste Woche

Der Pfarrer von Stützenhofen muss also im Amt bleiben - bis sein "Ordinarius", wie es im Kirchenrecht heißt, also der Erzbischof von Wien entschieden hat. In dieser Funktion hat Kardinal Christoph Schönborn auch über die angeführten Gründe zu befinden. Könnte die Zusammensetzung des Pfarrgemeinderates ein solcher rechtmäßiger Grund sein?

Dazu der Kirchenrechtler Ludger Müller: die Entscheidung über die rechtmäßigen Gründe obliege allein dem Ordinarius. Sollte Schönborn den Rücktritt ablehnen - kann der Pfarrer immer noch in Rom Berufung einlegen. Das könne aber Monate dauern.

Doch so weit ist die Sache noch lange nicht - vor einer Entscheidung will Schönborn noch mit dem Pfarrer von Stützenhofen Gespräche führen. Und die werden - laut Aussendung der Erzdiözese - frühestens in der kommenden Woche stattfinden.

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