The Most Incredible Thing

Ballett mit den Pet Shop Boys

Ein Ballett der besonderen Art findet am 13. Und 14. April 2012 im Festspielhaus St. Pölten statt: "The Most Incredible Thing" heißt das Stück nach einem Märchen von Hans Christian Andersen. Die Musik dazu stammt von den Pet Shop Boys, jenem britischen Electropop-Duo, das mit Hits wie "It's a Sin" oder "Go West" in den 1980er und 90er Jahren mehr als 100 Millionen Tonträger verkaufen konnte.

Kultur aktuell, 13.04.2012

Die Pet Shop Boys sind zufrieden. "The Most Incredible Thing" sei wie ein Tschaikowsky-Ballett geworden, meinen Neil Tennant und Chris Lowe. Und weil Bescheidenheit oder minimalistische Zurückgenommenheit niemals ihre Sache war, darf sich der Zuschauer ein opulentes, emotionales und an Kitsch grenzendes Spektakel erwarten.

Warum muss Ballett immer so klassisch getragen sein, habe man sich gefragt, sagt Neil Tennant: "Wir haben oft das Royal Ballet gesehen und waren fasziniert davon. Allerdings haben die klassischen Ballette wie etwa 'Schwanensee' immer eine sehr traditionelle Ausstattung, und wir haben uns gefragt, ob man das nicht trennen kann - auf der einen Seite die narrative Geschichte in drei Akten, auf der anderen eine ganz moderne Choreografie."

Das Unglaublichste

Zum typischen Pet-Shop-Boys-Sound. der von elektronischen Glocken über symphonische Rhapsodien bis hin zum martialischen Techno reicht, liefert der venezolanische Choreograf Javier de Frutos eine variantenreiche Tanzsprache. Gemeinsam setzt man das unbekanntere Andersen-Märchen, das zu Deutsch "das Unglaubliche" heißt, bildgewaltig auf der Bühne um. Lichteffekte, schillernde Kostüme, Videos, Animationen und Papercuts zaubern die nötige Märchenästhetik, sagt Javier de Frutos:

"Ich versuche, die Geschichte so klar wie möglich zu erzählen und doch ganz neue Wege zu beschreiten. Ich vertraue auf die Kraft des Wortes und nutze auch seine physische Kraft - so gibt es viele Projektionen von Wörtern, denn die Sprache ist sehr wichtig in der Geschichte. Ich arbeite sehr multimedial, um möglichst viele Sichtweisen auf die Geschichte zu ermöglichen."

Die Geschichte handelt von einem König, der zu einem Wettstreit aufruft. Derjenige, der das Unglaublichste tun kann, soll das halbe Königreich und die Prinzessin als Lohn bekommen. Bald kürt die Jury einen Sieger: den Erfinder einer unglaublichen Uhr, die jede Stunde lebendige Bilder zum Vorschein bringt. Bei vier erscheinen etwa die vier Jahreszeiten, bei fünf, die fünf Sinne, bei zehn die zehn Gebote. Und so weiter. Doch dann kommt einer und zerstört diese Uhr - und tut damit das noch Unglaublichere.

Die Kraft der Kreativität

Das Happy-End lehrt, dass die Kraft der Kreativität von keinen physischen Kräften zerstört werden kann. Allerdings könnte die Kreativität in diesem Stück Opfer ihrer eigenen Überladenheit werden - wenn die Elemente Tanz, Musik und Optik um die Aufmerksamkeit des Publikums buhlen.

Die Kritiker in London waren begeistert und Neil Tennant gibt zu bedenken: Wenn man schon etwas mache, das "das Unglaublichste" heißt, dann müsse es eben auch unglaublich sein.

"The Most Incredible Thing" ist für Menschen ab acht Jahren geeignet.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Festspielhaus St. Pölten ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Festspielhaus St. Pölten