Der Rockstar unter den Literaten
T. C. Boyle auf Tour in Wien
Er gehört zu den absoluter Vielschreibern seines Fachs, denn fast jedes Jahr publiziert der US-amerikanische Kultautor T. C. Boyle einen Roman oder eine Sammlung von Kurzgeschichten. Sein Werk "Wenn das Schlachten vorbei ist" befasst sich mit dem Thema Umwelt- und Artenschutz und liegt seit Februar 2012 in der deutschen Übersetzung vor.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 02.05.2012
Christine Scheucher spricht mit T. C. Boyle
T. C. Boyle tourt mit seinem aktuellen Roman durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Und das Wort "Tour" ist durchaus passend für einen Autor, dessen Lesungen manchmal die Energie von Rockkonzerten versprühen. Am Abend des 2. Mai 2012 macht T. C. Boyle im Wiener Rabenhof Station.
Kultur aktuell, 02.05.2012
Die Droge Schreiben
Seine Vergangenheit als Punker und Frontman der 1980er-Rockband The Ventilators sieht man ihm immer noch an. Sicherlich, das Haar des heute 63-Jährigen ist bereits etwas schütter geworden, doch die Rockstar-Attitüde, die zur Marke T. C. Boyle einfach dazugehört, hat sich der amerikanische Kultautor nicht austreiben lassen: Schwarzes T-Shirt, eng anliegende Jeans, Turnschuhe und eine dunkle Ray-Ban-Sonnenbrille - das passende Auftreten für einen, der von sich selbst sagt, dass er in der Jugend Drogen genommen habe, bis er eine neue Obsession, das Schreiben nämlich, entdeckt habe - eine Leidenschaft, die den fast manischen Vielschreiber T. C. Boyle bis heute umtreibt.
Wenn das Schlachten vorbei ist
Sein neuer Roman "San Miguel" ist bereits fertig und erscheint in den USA diesen Herbst. Im deutschsprachigen Raum ist Boyle jetzt mit seinem zuletzt erschienen Roman "Wenn das Schlachten vorbei ist" auf Lesetournee. In diesem erweist sich Boyle einmal mehr als Meister der amerikanischen Erzähltradition. Mit seiner unangestrengt musikalischen Sprache entfaltet Boyle einen Erzählsog, der den Leser und die Leserin in einen erbitterten Öko-Konflikt eintauchen lässt.
Schauplatz der Handlung ist die Inselgruppe Santa Barbara Islands an der Pazifikküste, deren fragiles Ökosystem durch vom Menschen eingeschleppte Ratten empfindlich gestört worden ist. Die Hauptfigur des Romans, die Biologin Alma, will die wachsende Rattenpopulation mit Gift ausrotten, um die ursprünglich anwesenden Tierarten zu retten. Ihr Gegenspieler, der Tierrechtsaktivist Dave, wirft eine zentrale ethische Frage auf: Was passiert, wenn der Mensch als Krone der Schöpfung versucht, Gott zu spielen? Eine ethische Grundsatzfrage, die Boyle zu einem fulminanten Roman verdichtet hat.