Nostalgie auf der Bühne

"Tommy" als Musical

1969 erschien das Konzeptalbum "Tommy" der britischen Kultband The Who. Nur einige Jahre später von Ken Russel verfilmt, wurde "Tommy" in den 90er Jahren für die Musicalbühne adaptiert und 1993 am Broadway uraufgeführt. Am 9. Und 10. Mai 2012 kommt nun "The Who's Tommy" in einer Neuproduktion des Frankfurter English Theatre in die Wiener Stadthalle.

Kultur aktuell, 09.05.2012

Es ist die Geschichte des traumatisierten "deaf, dumb and blind kid", des tauben, stummen und blinden Tommy Walker. Das English Theatre in Frankfurt durfte sich bei "The Who's Tommy" über eine Auslastung von 98 Prozent freuen. Knapp 37.000 Zuschauer füllten die 125 Vorstellungen - ein Kassenschlager.

Damit reiht sich "Tommy" in eine lange Liste von Erfolgsmusicals ein, die zuletzt immer wieder 60er- und 70er-Jahre-Nostalgie heraufbeschworen haben. Hat es bei "Tommy" von Anfang an eine Geschichte rund um Hits wie "Pinball Wizard" oder "I'm free" gegeben, so war es in den letzten Jahren dabei des Öfteren auch der Fall, dass Rock- und Popklassiker in einem losen dramaturgischen Zusammenhang auf die Bühne gehievt wurden: Juke-Box-Musicals, mit den Songs als formale Klammer.

In "Mamma Mia" wurden Abba-Songs verarbeitet, in "Miami Nights" mit 80er-Jahre-Hits ein Musicalsüppchen gekocht. Es gab Produktionen zu Buddy Holly und den Bee Gees. "Ich war noch niemals in New York" vereint Udo-Jürgens-Nummern zum Hitmedley und "We Will Rock You" tut selbiges mit Queen-Klassikern - immer höchst erfolgreich, sahen Letzteres etwa allein in Wien 250.000 Besucher.

Hits reloaded

Die Musicalbühne als Nostalgietempel - eine Goldgrube. Roger Waters' Plan, Pink Floyds "The Wall" für den Broadway adaptieren zu wollen, blieb hingegen bloß eine Ankündigung - wobei die Bühnentauglichkeit des Pink-Floyd-Opus' wohl mit jener von "Tommy" vergleichbar wäre. Beide gehören sie zu den wohl erfolgreichsten Konzeptalben der 60er und 70er Jahre, jenen musikalischen Gesamtwerken, die im Sog der Etablierung der Langspielplatte so zahlreich entstanden sind.

Schon die Verfilmung von "Tommy" durch Ken Russel erreichte Kultstatus, selbiges schaffte auch die Broadway-Fassung. In Wien ist das Musical nun in einer Neuinszenierung von Ryan McBride zu sehen. Er habe sich dabei vor allem auf das ursprüngliche Album von The Who konzentriert, weniger auf den Film.

Dass die Reihenfolge einzelner Songs geändert und die Setlist nicht mehr ganz dem Original entspricht, dürfte dabei wohl kaum jemanden stören. Hauptsache - so scheint es - sie werden gespielt. In welchem Rahmen auch immer.

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Miracle Musics - The Who's Tommy

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