Fachkongress zur Wundbehandlung in Wien

Das diabetische Fußsyndrom

Eine kleine Verletzung am Fuß, die nicht verheilt, sich entzündet, zum Geschwür wird - für Diabetes mellitus-Kranke kann eine kleine Wunde zum großen Problem werden, bis hin zur Amputation.

Amputationen könnten in vielen Fällen verhindert werden, lautet der Tenor bei diesem Kongress - Wenn Medizin und Politik dem Problem mehr Aufmerksamkeit schenken würden. In Österreich schätzt man die Zahl der Menschen mit diabetischem Fußsyndrom auf 22.500 - bei 2.400 pro Jahr müsse Zehe, Fuß oder gar Bein amputiert werden, warnt die Österreichische Diabetesgesellschaft.

Vorsorge beginnt beim Patienten

Bei Diabetes kann der hohe Blutzuckerspiegel die Nervenbahnen schädigen, Betroffene empfinden mitunter keine Schmerzen und bemerken Verletzungen nicht rechtzeitig. Die Vorsorge beginne daher beim Patienten selbst, so Kristien von Akker, Vizepräsidentin der Internationalen Arbeitsgruppe über das diabetische Fußsyndrom:

"Wir können unsere Patienten und Patientinnen darauf trainieren, ihre Füße selbst zu untersuchen, gemeinsam mit ihren Familien. Wir können ihnen beibringen, wie sie zum Beispiel die richtigen Schuhe finden. Man kann also vorsorgen, ohne dass hohe Kosten entstehen."

Mangelndes Bewusstsein in Österreich

In Österreich scheint es derzeit an Bewusstsein zu mangeln, so der Grundtenor am Kongress - sowohl in der Politik als auch bei Ärzten, Ärztinnen und Pflegepersonal. In Österreich gebe es derzeit nur fünf Spezialambulanzen, kritisiert Karel Bakker von der Internationalen Arbeitsgruppe zum Diabetischen Fuß.

"Ich denke, in Österreich zögert der Gesundheitsminister, interdisziplinäre Diabetes- Fußambulanzen zu bezahlen. Aber das muss er. Ich bin durch die ganze Welt gereist, um Gesundheitsminister zu überzeugen, und ich finde, das sollte auch hier in Österreich passieren."

Das Ministerium entgegnet den europäischen Experten: Spezialambulanzen seien nicht notwendig, weil Betroffene im Rahmen des "Disease Management Programms Diabetes" vom Hausarzt bzw. der Fachärztin umfassend betreut würden - auch bei Komplikationen wie dem diabetischen Fuß.