Volkshilfe: Bildung gegen Armut

Es ist das bekannte Problem, vor allem schlecht ausgebildete Jugendliche haben Schwierigkeiten unterzukommen. Die Volkshilfe ruft dazu auf, den Zusammenhang zwischen schlechter Bildung und Armut zu bekämpfen. Sie rechnet vor, dass in den vergangenen Jahren fast 200.000 Menschen mehr in Österreich als armutsgefährdet gelten. Für die Volkshilfe eine Zahl, die dem Schulsystem ein ganz schlechtes Zeugnis ausstellt.

Mittagsjournal, 25.6.2012

Bildung in der Schule, nicht in der Nachhilfe

Chancengleichheit gibt es in Österreich nicht. Das ist für Erich Fenniger, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich ein Faktum. Wer in eine arme Familie hineingeboren wird, bleibt in Österreich arm, sagt Fenninger: "Armut und Bildung hängen insofern zusammen, dass Armut vererbt wird und Bildung oder Bildungslosigkeit wird ebenfalls vererbt. Das stellen wir immer wieder über Generationen fest."

Das müsse aber nicht so sein, glaubt Fenniger und formuliert drei Forderungen. Erstens: Bildung muss tatsächlich in der Schule stattfinden und unabhängig vom Kontostand der Eltern möglich sein. "In Österreich werden 127 Millionen Euro für Nachhilfe aufgewendet. Das sind 775 Euro durchschnittlich pro Kind. Das können sich Kinder von wohlhabenden Eltern leisten, die mittlere Einkommensschicht tut sich schon sehr, sehr schwer, das für ihre Kinder zu finanzieren. Arme, einkommensschwache Eltern können sich das für ihre Kinder einfach nicht leisten."

Sozialarbeiter in Schulen

Die Volkshilfe fordere daher, dass die Anforderungen, die die Schule an die Kinder stellt, so aufbereitet werden, dass diese Anforderungen von der Schule selbst mit den Kindern bewältigbar sind.

Zweitens: Die Politik solle ideologische Grabenkämpfe hinter sich lassen und die Gesamtschule einführen. Die hat aus Fenningers Sicht pädagogisch Sinn und würde bildungsnahe und ferne Schichten zusammenführen: "Die Beispiele in Europa zeigen, dass wenn eine Schule offen ist und sich alle Kinder bis zum 14. Lebensjahr gleich entwickeln können, der Austausch zwischen lernstärkeren und lernschwächeren Kindern ein enormes Erfolgsmodell geworden ist."

Als letzten erforderlichen Punkt sieht Fenninger, dass Lehrern in der Schule Sozialarbeiter an die Seite gestellt werden sollten und zwar verpflichtend, gesetzlich verankert. Denn Lehrer könnten diese gesellschaftlich wichtige Aufgabe, die Bildungskluft zwischen Arm und Reich zu verkleinern, nicht alleine bewältigen, sagt Fenninger.