Cirque Nouveau mit 7 Fingers

"Sequence 8" bei La Strada

Heuer liegt der Schwerpunkt des Internationalen Festivals für Straßenkunst und Figurentheater in Graz auf der jüngsten Form des Zirkus, dem Cirque Nouveau. Seine Entwicklung zeigt, wie die alte Kunst der Straße sich selbst, aber auch das Stadtleben verändern kann.

Räume werden geöffnet - und mit ihnen im Idealfall auch die Herzen der Menschen. Erstmals wagt La Strada die Kooperation mit einer Gruppe aus Übersee, die in Österreich bisher kaum präsent war. In der Zirkusszene hingegen sind die "7 Fingers" aus Montreal keine Unbekannten: Virtuose Akrobatik und ausgeklügelte Choreographien kennzeichnen die Arbeiten der Gruppe, die international zu den erfindungsreichsten Zirkuscompagnien der Gegenwart zählt.

In Québec entwickelt sie ihre dynamischen Projekte des neuen Zirkus mit Theater, Musik, Gesang und Tanz. Dabei dient den Darsteller/innen perfekte Zirkuskunst - von Seiltanz, Jonglage und Clownerie bis zu schrägen Acts, etwa mit Skateboards - als ungewöhnliches Transportmittel für mitreißende Geschichten.

Querweltein

2012 findet La Strada gleichzeitig in zwei Städten statt - im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas 2012 kooperiert das Festival mit Maribor und zeigt unter anderem ein Projekt der slowenischen Gruppe Kud Ljud, die eine künstlerische Expresslinie zwischen den beiden benachbarten Städten in Betrieb nimmt.

Derartige Grenzüberschreitungen sind quasi Programm "eines Festivals, das im 15. Jahr seines Bestehens nach wie vor die inhaltliche Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen sucht", so Werner Schrempf. In diesem Sinne erzählt La Strada aktuell von Migration und urbaner Veränderung, von losen Beziehungssystemen und Konsumwahn und bringt diese brisanten Themen mit zeitgemäßen Ausdrucksformen (nicht nur) auf die Straße, beispielsweise bei dem Stück "Gott ist ein Deutscher" von Fiston Mujila Mwanza, ehemaliger Stadtschreiber in Graz. Bei der Inszenierung von "dramagraz" geht es um das Zerplatzen großer Träume vor dem Hintergrund kolonialer Vergangenheit und aktuellem Flüchtlingsleid, wobei auch ein LKW als Synonym für das Thema zur Bühne wird.

Die ganze Stadt ist Zirkus

Seit jeher setzt La Strada auf Theater in Bewegung und öffnet unsichtbare Orte für das Publikum. Diesmal findet sich unter den ungewöhnlichen Austragungsorten beispielsweise das seit Jahrzehnten geschlossene Kesselhaus auf den Reininghausgründen in Graz-Wetzelsdorf. Die Gruppe Berlin aus Belgien verwandelt das alte Industriegelände in einen Ort des Verbrechens, wo sich alte, ausrangierte Maschinen als Mordinstrumente entpuppen.

Bei "Far West 2037" von der französischen Truppe Jo Bithume entsteht auf den Reininghausgründen ein Ozean, in dem eine 14 Meter hohe Offshore-Plattform vor Anker geht. Rund 20 Komödiant/innen, Akrobat/innen, Musiker/innen und Techniker/innen bespielen die futuristische Bühne mit einer pointenreichen Zukunftsvision - der Mensch als unberechenbarer Faktor in einem sonst perfekten "Do it yourself"-Paradies.

Neben diesen außergewöhnlichen Spielorten am Stadtrand ist - wie immer - die Grazer Innenstadt die wichtigste Bühne, wo es täglich Straßenkunst zu bestaunen gibt. Beispielsweise von der Compagnie des Quidams, die zu einem Umzug mit ihren riesigen Frauen auf Stelzen lädt, oder die Komödiant/innen des Circo Ripopolo, die ihre Manege am Freiheitsplatz in ein skurriles Kaffeehaus verwandeln.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen bei La Strada ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

La Strada

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