IHS-Chef drängt auf Bildungsreformen

Die Regierung verweist in ihrem Wirtschaftsbericht 2012 auf Wachstum über dem EU-Schnitt und die niedrigste Arbeitslosigkeit in der EU. Zugleich drängen die heimischen Wirtschaftsexperten auf Reformen, damit Österreich wettbewerbsfähig bleibt. Der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Christian Keuschnigg, sieht vor allem bei Bildung und Innovation Handlungsbedarf.

Mittagsjournal, 10.7.2012

"Bildung muss Staat etwas wert sein"

Ein leistungsfähiges Bildungssystem ist die wichtigste Grundlage für Wirtschaftswachstum, sagt IHS-Chef Christian Keuschnigg. Die Grundlagen für Innovation und neue Technologien würden an den Universitäten geschaffen, die Ausbildung dort müsse daher international wettbewerbsfähig sein. Das müsse dem Staat auch etwas wert sein, meint der IHS-Chef. Studiengebühren seien da nur ein Teil der Lösung: Es müsse jedenfalls sichergestellt sein, dass die Studiengebühren zusätzliche Einnahmen für die Universitäten sind.

Wertschöpfung durch Innovation

Innovationen sind in der Wirtschaft entscheidend, denn sie erzeugen gut bezahlte Arbeitsplätze, erklärt Keuschnigg: "Wenn Technologien oder Produkte länger am Markt sind, wandern sie in Schwellenländer ab, weil bei uns die Lohnkosten zu hoch sind." Nur Innovationen könnten genügend Wertschöpfung generieren und die hohen Löhne tragen.

Spezielle Finanzierungen

Neben der Bildung sollte der Staat auch Unternehmensgründungen besser unterstützen, zum Beispiel durch Steuervorteile für jene Investoren, die innovative Neugründungen begleiten. Dafür brauche es auch spezielle Finanzierungsformen wie "Wagniskapital oder Venture Capital", was über normale Bankenfinanzierungen nicht möglich sei.

Wo neue Unternehmen entstehen, gehen oft vorhandene Arbeitsplätze verloren. Das Arbeitsmarktservice müsse daher leistungsfähig bleiben, sagt IHS-Chef Keuschnigg. Denn Arbeitslosigkeit ist aus seiner Sicht in erster Linie ein Ausbildungsproblem.

Wettbewerbsvergleich

Österreich hat im Vergleich zu Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit verloren, stellt Wirtschaftsforscher Keuschnigg fest. Wieder aufholen könne Österreich mit hoher Produktivität durch Innovation und Rationalisierung, andererseits mit Lohnerhöhungen, die nicht höher ausfallen als der Produktivitätszuwachs, rät IHS-Chef Keuschnigg.

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