Krimi von Donald Ray Pollock

Das Handwerk des Teufels

Zwei irre Wanderprediger, ein Serienkiller-Pärchen, ein korrupter Sheriff und ein Waisenjunge - das sind die Hauptfiguren in einem tatsächlich herausragenden Kriminalroman.

Sein Autor, Donald Ray Pollock, stammt aus dem US-Bundesstaat Ohio, war laut biografischen Angaben Arbeiter in einer Fleischfabrik, danach Lastwagenfahrer, holte spät seinen Schulabschluss nach und studierte im Alter von 50 Jahren "Creative Writing" an der Ohio State University. Vor vier Jahren debütierte Pollock mit einer Sammlung von Kurzgeschichten, im vergangenen Jahr ist sein erster Roman, "Das Handwerk des Teufels", im amerikanischen Original erschienen. Jetzt liegt die deutsche Übersetzung vor.

Blutoper in Ohio

Schauplatz des Geschehens ist eine Kleinstadt in Ohio, der Zeitrahmen erstreckt sich von 1945 bis in die späten 1960er. Was sich an diesem Ort und in diesen Zeiten an religiösem Wahn, an Bigotterie, an Missbrauch in jeder Form und an Bluttaten zuträgt, das sucht seinesgleichen.

Der eine Wanderprediger ermordet seine Frau, weil er der festen Überzeugung ist, sie danach wieder zum Leben erwecken zu können. Sein Kompagnon nutzt die göttliche Offenbarung für pädophile Zwecke. Am Ende ereilt beide das Schicksal, wie übrigens nahezu jeden in diesem Roman.

Hard-boiled Natural Born Killers

Der Vater des späteren Waisenjungen errichtet auf seinem Grundstück eine schauderliche Mixtur aus archaischer Kultstätte und Voodoo-Zauber - mit Tier- und Menschenopfern - um damit, wie er meint, seine im Sterben liegende Frau zu retten.

Der offizielle Priester der Gemeinde versteht sein Amt als intimen Bekehrungsauftrag für junge Mädchen, und der Stadtsheriff ist eine dermaßen korrupte und gewalttätige Person, wie man sie sonst nur aus den legendären "hard-boiled"-Krimis von Jim Thompson kennt.

Ja, und dann noch das Serienkiller-Pärchen. Das erinnert mit seinen von Ohio ausgehenden Streifzügen unweigerlich an die "Natural Born Killers" von Oliver Stone. Ein eingespieltes Team. Die ausnahmslos männlichen Opfer sind Tramper, gegen Ende der 1960er vorzugsweise Hippies, die Morde werden als Trophäen fotografisch dokumentiert. So viel zu einem sehr vielfältigen, kriminellen Plot.

Spannend bis zum Schluss

Was Donald Ray Pollock daraus macht, dramaturgisch wie stilistisch, das ist nicht nur solides Handwerk, das kann man auch große Erzählkunst nennen. Sowohl, was die Sprache anbelangt - die Übersetzung ins Deutsche ist übrigens hervorragend und von dieser Fassung ist hier auszugehen - als auch, was die Zeichnung der Figuren und die Schilderung der sozialen und örtlichen Milieus anbelangt.

Fazit: "Das Handwerk des Teufels" ist ein Roman, ein Kriminalroman, den Sie so schnell nicht aus der Hand legen werden.

Service

Donald Ray Pollock, "Das Handwerk des Teufels", aus dem Amerikanischen übersetzt von Peter Torberg, Verlag Liebeskind

Liebeskind - Das Handwerk des Teufels