Roadmovie im Schritttempo
"Dein Weg": Hollywood auf dem Jakobsweg
Der Jakobsweg in Nordspanien zieht jedes Jahr unzählige Pilger an. 2010 haben 270.000 Menschen das Ziel Santiago de Compostela erreicht, ein historischer Rekord. Jetzt macht der amerikanische Spielfilm "Dein Weg" die Pilgerroute zum Schauplatz seiner Geschichte. Hollywood-Veteran Martin Sheen spielt einen Vater, der auf dem Gewaltmarsch den Tod seines Sohnes zu verarbeiten versucht. Am Freitag läuft "Dein Weg" in den heimischen Kinos an.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 11.7.2012
Der Jakobsweg in Nordspanien zieht jedes Jahr unzählige Pilger an. 2010 haben 270.000 Menschen das Ziel Santiago de Compostela erreicht, ein historischer Rekord. Jetzt macht der amerikanische Spielfilm "Dein Weg" die Pilgerroute zum Schauplatz seiner Geschichte. Hollywood-Veteran Martin Sheen spielt einen Vater, der auf dem Gewaltmarsch den Tod seines Sohnes zu verarbeiten versucht. Am Freitag läuft "Dein Weg" in den heimischen Kinos an. Wolfgang Popp.
Eigentlich hatte der Sohn den Plan gefasst, den Jakobsweg zu gehen, doch dann kommt er gleich bei einem Unwetter in den Pyrenäen ums Leben. Der Vater, der nur nach Europa geflogen war, um die sterblichen Überreste seines Sohnes abzuholen, beschließt plötzlich selbst, mit der Urne im Rucksack, die Pilgerreise anzutreten. Der Pathosfalle, die sich hier gleich zu Filmbeginn aufzutun scheint, weichen Vater und Drehbuch aber gekonnt aus. Eine leichte Erzählweise wird angeschlagen und skurrile Hotelbetreiber sorgen für fast slapstickhaften Humor.
Martin Sheen und sein Regisseur Emilio Estevez sind nicht nur im Film, sondern auch im wirklichen Leben Vater und Sohn. Sheen war nach einer privaten Reise vom Jakobsweg begeistert und Sohn Estevez schrieb ihm daraufhin das Drehbuch auf den Leib.
Gefilmt wurde natürlich an Originalschauplätzen, auch wenn das nicht immer ganz einfach war. Emilio Estevez: "Wir haben als erste Spielfilmproduktion überhaupt die Erlaubnis bekommen, im Inneren der Kathedrale von Santiago de Compostela zu filmen. Diese Erlaubnis haben wir aber erst 48 Stunden vor dem geplanten Dreh in der Hand gehalten. Vor zehn Jahren wurde nämlich einmal ein Werbespot vor der Kathedrale gedreht, mit einem Fußballstar, der dabei eines der dreihundert Jahre alten Glasfenster eingeschossen hat. Und daraufhin haben die Kirchenoberen eigentlich beschlossen, nur mehr Nachrichtenteams und Dokumentarfilmer zuzulassen."
800 Kilometer lang zieht sich der Jakobsweg von den Pyrenäen bis Santiago hin, 800 Kilometer, die dem Vater nicht nur körperlich einiges abverlangen. So sieht sich der selbstgerechte Eigenbrötler bald gezwungen, seine Bedecktheit aufzugeben und Anschluss zu suchen. Eine illustre Vierergruppe findet sich zusammen, doch die könnte unterschiedlicher nicht sein. Ein gemütlicher Holländer gehört dazu, der nichts anderes möchte, als auf dem Weg ein paar Kilo abzunehmen, eine Kanadierin, die versucht, vom Rauchen loskommen und ein irischer Schriftsteller, der seine Schreibblockade bekämpfen will. In so einer Gruppe lassen die Konflikte aber nicht lange auf sich warten.
Chronologisch bewegte sich das Drehteam auf Santiago zu und musste unterwegs nur mit den vorbeiziehenden Pilgerscharen fertig werden. Die große Herausforderung wartete dann aber im Finale beim Filmen in der großen Kathedrale. Emilio Estevez: "Wir durften an der Porta de la Gloria, wo die Handabdrücke zu sehen sind, weil die Pilger hier seit hunderten Jahren den Stein berühren. Dieser Bereich wurde für uns abgesperrt und wir bekamen dann eine Stunde Zeit, um all das Material zu drehen, das wir brauchten. Außerdem durften wir eine Messe mitfilmen und das Schwingen des riesigen Weihrauchkessels. Obwohl wir perfekt vorbereitet waren, blieb uns da gar nichts anderes übrig als im Guerilla-Stil zu drehen."
Der Film "Dein Weg" ist ein auf Schrittgeschwindigkeit heruntergebremstes Roadmovie, in dem die Landschaft zum wichtigen Mitspieler wird. Die stummen Dialoge zwischen ihr und den Pilgern sorgen dann auch für die eindrücklichsten Szenen des Films. "Dein Weg" lässt aber auch die Strapazen einer Pilgerfahrt spürbar werden, so dass man sich nach dem Kinobesuch wundert, keine Blasen an den Füßen zu haben.