Woody Allen: A Documentary
Seinen 77. Geburtstag feiert Woody Allen im Dezember und er ist produktiv wie selten zuvor. Doch obwohl er jedes Jahr einen neuen Film herausbringt, ist nur wenig über das Leben und die Arbeitsweise des medienscheuen Künstlers bekannt. Der amerikanische Filmemacher Robert Weide hat jetzt als erster die Erlaubnis bekommen, Allen mit der Kamera zu begleiten und einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Sein Filmporträt "Woody Allen - A Documentary" läuft am Freitag in den heimischen Kinos an.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 12.7.2012
Die Ideen im Schlafzimmerkästchen
„Eine Menge Überraschungen gibt es während der Entstehung eines Films und die meisten davon sind negativ.“ Selten noch hat Berufspessimist Woody Allen offener über seine Arbeit gesprochen als hier. Über Jahrzehnte hinweg hat Filmemacher Robert Weide den Kultregisseur bekniet, bis dieser endlich die Zustimmung zu dieser Dokumentation gegeben hat.
Dann aber durfte er den Kultregisseur über eineinhalb Jahre hinweg mit der Kamera begleiten. Bis in Allens Schlafzimmer, dem Zentrum seines künstlerischen Schaffens, wurde Robert Weide vorgelassen: „Er zog eine Schublade auf, in der hunderte Zettel lagen. Hotelbriefpapier, Servietten und Streichholzbriefchen, alle gefüllt mit seinen Notizen. Jedes Mal, wenn er sich an einen neuen Film macht, holt er einen Armvoll dieser Zettel hervor und wirft sie auf sein Bett. Und dann gräbt er sich durch diesen Haufen und sucht die passende Idee für seinen Film heraus.“
Vom Komödianten zum Regisseur
Weide hat für sein Filmporträt tief in den Archiven gegraben und zeigt Woody Allens Anfänge als Standup-Comedien. Über Clubauftritte arbeitete er sich zum Fernsehen hoch, bis er schließlich beim Film Fuß fasste. Seinen ersten Kinoauftritt hatte Allen in „What’s new, Pussycat?“, zu dem er auch selbst das Drehbuch schrieb.
So unzufrieden war Allen darüber, was andere aus seinen Drehbüchern machten, dass er bald beschloss, selbst auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen. Allerdings nur zu seinen eigenen Bedingungen. In den Verträgen, erzählt Allens Manager Jack Rollins im Film, ließ er sich deshalb völlige künstlerische Unabhängigkeit garantieren.
Braucht Gut Ding Weile?
Zahlreiche Schauspieler, darunter Allens frühere Lebensgefährtin Diane Keaton, Sean Penn und Scarlett Johansson geben Auskunft über die Zusammenarbeit mit Woody Allen und über seine Tricks, mit denen er das Beste aus seinen Schauspielern herausholt. Allen selbst übt sich dagegen im Understatement. Schrecklich ungeduldig sei er während der Dreharbeiten. Er wolle eigentlich nur heim vor seinen Fernseher, meint er im Film mit einem Schmunzeln.
Dass er trotz seiner 76 Jahre noch immer jedes Jahr einen neuen Film herausbringt, erklärt Woody Allen mit der Quantitätstheorie. „Wenn man nur genug Filme macht, dann ist hin und wieder auch ein guter dabei.“
Tatsächlich hat Woody Allen gleich drei Spielfilme abgedreht, während Robert Weide an seiner einen Dokumentation gearbeitet hat. Doch ist „Woody Allen - A Documentary“ derart gelungen, dass auch Weides „Gut Ding braucht Weile“-Theorie durchaus Gültigkeit zu haben scheint.