ImPulsTanz-Festival eröffnet

Gestern Abend hat das ImPulsTanz-Festival, das größte Tanzfestivals Europas, im Wiener Odeon begonnen. Zu sehen war eine franko-kanadische Performance mit dem widersprüchlichen Untertitel "Solo für 2 Körper" - eine Art Gesamtkunstwerk mit Bewegung, Rezitation, Musik und Gesang.

Morgenjournal, 13.76.2012

Die einstündige Performance "Chutes incandescentes" - was so viel heißt wie "glühende Abstürze" - ist eine Auseinandersetzung des franko-kanadischen Tänzers und Choreografen Benoît Lachambre mit einem der Gründermythen des Hinduismus, dem uralten epischen Gedicht Ramayana.

In den verwendeten Auszügen geht es um den Prinzen Rama, einer Inkarnation des Gottes Wischnu. Gemeinsam mit dem Affen-Gott Manuman tötet er den Dämon Ravana, der seine Frau Sita entführt hatte.

Ursprünglich hatte Benoît Lachambre das Stück für die junge, Sängerin, Komponistin und Performerin Clara Furey geschrieben. Sie sollte dafür auch die Musik liefern. Sie verletzte sich jedoch bei den Proben, und so konnte "Chutes incandescentes" erst zwei Jahre später, vor einem Monat, in Montreal beim Festival TransAmériques uraufgeführt werden. Allerdings in veränderter Form: Nun ist auch Benoit Lachambre auf der Bühne zu sehen und zu hören, denn in zahlreichen Szenen singen die beiden miteinander.

Gesang als Element einer Tanz-Performance

Überhaupt ist der Einsatz der Stimme für Rezitation und Gesang ein prägendes Element dieser Tanz- Performance und insofern typisch für eine Entwicklung, die schon längst in Richtung Vermischen der Genres geht.

Besonders hervorzuheben ist das immense Talent von Clara Furey, die in den unmöglichsten Situationen fähig ist, Klavier zu spielen, ob auf dem Pianino liegend in die Saiten greifend, mit dem Rücken zum Instrument sitzend oder stehend.

Das Pianino und ein stilisierter Flügel ohne Tasten sind übrigens die einzigen, beweglichen Accessoires auf der leeren Bühne des Odeons. Clara Furey beeindruckt nicht nur durch ihre Beweglichkeit, sondern ganz besonders mit ihrer Stimme.

Das Publikum bleibt emotional ausgeschlossen

Die oft repetitive Musik mag an Sufi-Musik erinnern, die Clara Furey für diese Produktion beeinflusst hat. Die beiden Performer sind sehr gut aufeinander abgestimmt, und das ist auch der Schwachpunkt dieser Produktion: zu oft sind sie in ihrer Blase isoliert vom Publikum, das vom Geschehen emotional ausgeschlossen ist.

Außerdem sind die Anspielungen auf den Hindu-Mythos und die Sufi-Einflüsse ohne Begleittext im Programmheft kaum nachzuvollziehen. Und so bleibt der Eindruck eines eher kühlen, wenn auch phasenweise faszinierenden Abends.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen bei ImPulsTanz ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

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