"Psychoanalyse in der Öffentlichkeit"

Beigbeders erste Filmregie

Mit seinem Roman "Neundunddreißigneunzig" rechnete der französische Autor Frédéric Beigbeder 2001 mit den Machenschaften der Werbebranche ab, nicht zuletzt konnter er dabe auf eigene Erfahrungen zurückgreifen. Das gilt auch für seinen Roman "Die Liebe währt drei Jahre", den Beigbeder nun auch selbst verfilmt hat. "Das verflixte dritte Jahr", so der deutschsprachige Filmtitel, kommt Ende dieser Woche in die heimischen Kinos.

Morgenjournal, 17.7.2012

Drei Jahre, dann ist das Scheitern einer Liebesbeziehung vorprogrammiert. Mit einer ziemlich pessimistischen Einschätzung bestreitet der französische Autor und Regisseur Frédéric Beigbeder schon im Titel seines Films "Das verflixte 3. Jahr" einen Parcours amouröser Verhinderungen. Testläufer ist der bekannte Pariser Autor und Literaturkritiker Marc Marronier (Gaspard Proust), der noch vor seiner Scheidung schon auf das nächste Abenteuer mit der Frau seines Cousins (Louise Bourgoin) zusteuert.

Autobiografische Parallelen

Die Liebe als Strategiespiel, ein Liebesleidender mit ambivalentem Charakter: Egozentrisch, narzisstisch und wehleidig, geübt in Selbstbetrug und Selbstmitleid, aber auch ein eloquenter, verletzbarer und sensibler Mensch, dem man trotz seiner Macho-Eskapaden nicht böse sein kann.

"Film und Roman sind überaus autobiografisch, wie eine Psychoanalyse, die man in der Öffentlichkeit absolviert", so Regisseur Frederic Beigbeder. Er schwimmt im aktuellen Strom zahlreicher Beziehungskomödien aus Frankreich, die ein salopp-liebenswürdiger Grundton verbindet. Zusätzlich bevorzugt er die heiter-zynische Variante, ein Mittelding aus Philosophieseminar und Werbespot, in dem - und hier erkennt man den ehemaligen Werbetexter Beigbeder - die Liebeswirren mit flotten Sprüchen und flapsigen Parolen an das Kinopublikum gebracht werden sollen: "Freundschaft ist wie Liebe ohne Sex" oder "Flüchte vor dem Glück, bevor es dich verlässt".

Spekulativer Literaturbetrieb

"Das verflixte 3. Jahr" - der deutsche Titel erinnert nicht zufällig an Billy Wilders "Das verflixte 7. Jahr", US-Komödien aus der Nachkriegszeit dienten Frédéric Beigbeder auch als Vorbild, "komisch und elegant zugleich". Doch von Wilders Raffinesse ist "Das verflixte 3. Jahr" weit entfernt. Beigbeder verteilt Seitenhiebe auf einen spekulativen Literaturbetrieb oder Liebeserklärungen via TV-Auftritt, sein Strohmann auf der Leinwand agiert als Ehe-Abrater und Experte in Sachen Männergespräche, etwa über die Intimbehaarung von Frauen. Nicht immer geschmackssicher, manchmal gar nahe dran am Urteil, das über Marcs Liebesleidroman gefällt wird: "Spätpubertär".