Animationsfim "Der Lorax"

Mit Büchern wie „Der Grinch“, „The Cat in the Hat“ oder „Horton hört ein Hu!“ wurde der US-amerikanische Kinderbuchautor Dr. Seuss international bekannt - auch mit Kinofilmen. Und da kommt mit "Der Lorax" jetzt ab Freitag ein neues Computer-Animationsabenteuer.

Morgenjournal, 18.7.2012

Es ist wie im Wunder und Disneyland zugleich, das Leben in der Stadt Thneedville: schmucke Häuschen, Blumen, wo man nur hinschaut, freundliche Menschen, Surfen und Skifahren kein Problem, und Parkplätze für alle sowieso. Allein, es ist ein künstliches Paradies, die Natur ist verschwunden, die Bäume sind aus Plastik und leuchten in allen Farben, richtige Bäume sind längst ausgestorben, oder besser: vernichtet, doch der 12-jährige Ted will sich damit nicht abfinden.

Grundmoral von Respekt und Achtung

Wie ein Naturidyll zerstört wurde, wie die skrupellose Gier eines Einzelnen die Lebensgrundlagen einer Gemeinschaft zerstört, wie aber trotz aller Apokalypse die Hoffnung zuletzt stirbt: "Der Lorax" ist eine der typischen Fabeln des US-amerikanischen Kinderbuchautors Dr. Seuss, stets durchzogen von einer grundlegenden Moral, die auf Respekt und die Achtung vor Lebewesen aller Art abzielt.

Dabei durchwandert man als Leser Gesellschafts- und insbesondere Konsumkritik wie etwa im Weihnachtsmärchen "Wie der Grinch Weihnachten gestohlen hat" (1957), Belehrungen zu Rassengleichheit wie in "The Sneetches" (1961) oder Nachhilfe in internationaler Solidarität in "Horton hört ein Hu!" (1950).

Riesenschnurrbart

"Ein wesentliches Merkmal von Dr.-Seuss-Figuren ist ihre Schrulligkeit", meint Schauspieler Danny de Vito, der im Original, aber auch in der deutschsprachen Version dem aktuellen Lorax seine Stimme leiht, einem braunen Fellknäuel mit Augen und einem Schnurrbart, an dem selbst Friedrich Nietzsche sein Freude hätte. Als Waldgeist ist er für den Schutz der Bäume zuständig, mit gutem Herzen, aber auch als streitbarer Grantler. "Den Lorax gibt es in jedem von uns, als eine Art Gewissen, etwa zur richtigen Müllentsorgung", meint Danny de Vito.

Human Interest Love-Story

Regisseur Chris Renaud poliert im aktuellen Kinofilm die altmodischen Wasserfarbenbilder der Originalvorlage (1971) auf Hochglanzanimation: die Truffula-Bäume gleichen dann riesiger bunter Zuckerwatte, die Tierwelt ist in ihrer auffrisierten Herzigkeit quasi eine Selbstparodie und das Engagement für die Natur verdankt sich – im Gegensatz zum Orginal - einer hinzuerfundenen, für Hollywood typischen Human-Interest-Story: Bub will Mädchenherz erobern.

Bei aller Weichzeichnerei hat dieses Okö-Märchen aber die Grundabsicht von Dr. Seuss beibehalten und seine Kapitalismusanklage auch in die Gegenwart transferiert. Denn nicht zufällig ist die Bäume verschlingende Fabrik eine systemrelevante Angelegenheit, oder wie es auf einem Schild heißt "too big to fail".