ImPulsTanz: "Solo with Jack"

Das ImPulsTanz-Festival hat heuer eine eigene Plattform österreichischer Choreographen und Performer eingerichtet - eine Art Festival im Festival. Gestern Abend fand im Kasino am Schwarzenbergplatz der erste Abend der Reihe statt: eine Uraufführung von Philipp Gehmacher mit dem Titel "Solo with Jack".

Morgenjournal, 24.7.2012

"Solo" bedeutet "allein" und wenn der Titel paradox klingen mag, es handelt sich ja um ein "Solo für zwei", so drückt er dieses Allein-Sein aus, diese Unmöglichkeit zu kommunizieren.

Zwei Männer betreten den weiten, fast leeren rechteckigen Raum des Kasinos; da und dort gibt es Holzobjekte, sie erinnern an Barrieren bei Bauarbeiten, in der Mitte des Raums eine große helle glänzende Steppdecke. Sie bewegen sich zögernd, erkunden den Raum. Langsam nähern sie sich an, der eine wiederholt, spiegelbildartig die Gesten des anderen.

Erst nach etwa einer halben Stunde gibt es erste Berührungen - mit den Fingerspitzen, dann mit der Hand - und dabei bleibt es. Bald setzt sich der eine - Jack Hauser - und folgt dem Geschehen als Zuschauer. Die Gestik von Philipp Gehmacher erinnert an angedeutete, nicht ganz ausgeführte, meist langsame zögernde Bewegungen. Im Lauf der Performance wechseln sich wiederholende Musikthemen mit nur durch leichtes Rauschen oder Flugzeuglärm durchwobener Stille, dann kommen wieder musikalische Themen, schließlich mit Stimme: unverständliche englische Textfragmente, in denen es um die Unmöglichkeit des Kommunizierens durch Sprache geht.

Lecture performance

Philipp Gehmacher ist sicher einer der konsequentesten und radikalsten Vertreter einer Performance-Sprache, in der es um das Medium und die Sprache darüber geht. So nennt er etwa ein Coaching-Projekt "walk and talk" - es geht um die Performance im Wechselspiel mit dem Erzählen, dem Gespräch darüber. "Lecture performance" wird das genannt.

Nach einem Studium an der Londoner Contemporary Dance School und dem Laban Centre in London lebt Gehmacher wieder in Wien und arbeitet kontinuierlich mit renommierten Tanzinstitutionen in Europa zusammen, sowie mit Performance- Künstlern wie Meg Stuart, dem bildenden Künstler Vladimir Miller und dem Lichtdesigner Jan Maertens, wie etwa bei dieser seiner jüngsten Produktion.

Weitere Programmpunkte

Am Mittwoch, den 25. Juli 2012, ist "Solo with Jack Hauser" noch einmal zu sehen. In der Folge gibt es im Rahmen der Plattform CPA für Choreographic Platform Austria weitere Perfromances, etwa am 27. Juli Saskia Hölbling, die auf einem Gerüst vor der Albertina tanzen wird.

Weniger bekannte Künstler sind im neuen Österreich-Pavillon ab den 25. Juli in einem wiederentdeckten Areal in Hernals zu sehen, dem Grand Etablissement Gschwandtner (1838 als Heuriger gebaut, wurde es öfter für unterschiedliche Zwecke umgebaut, auch zu einem Kino, Ball- und Konzertsaal oder Boxring).

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen bei ImPulsTant ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

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