Hugh Masekela im Porträt
Er hat die Musikszene Südafrikas in den letzten Jahrzehnten geprägt wie wenige andere: der Sänger und Trompeter Hugh Masekela. Er gilt als Pionier der Weltmusik und hat Anfang der 1960er Jahre mit den Jazz Epistles die erste Jazzband in Südafrika gegründet.
26. April 2017, 12:23
Daneben war Masekelas Stimme eine der wichtigsten im Kampf gegen das Apartheid-Regime: Die Nummer "Bring Him Back Home" wurde zu einer Art Hymne für die Befreiung Nelson Mandelas. Kommenden Sonntag kommt Hugh Masekela nach Krems und bildet den diesjährigen Schlusspunkt des Festivals Glatt & Verkehrt.
Hugh Masekela erzählt gerne Geschichten - nicht nur in seiner Musik, sondern auch auf der Bühne. Gerne erzählt er etwa, dass man ihn als Baby in Wien an der Donau ausgesetzt habe; er sei über den Suezkanal bis an die südafrikanische Küste getrieben und sei dort von einem Fischerehepaar großgezogen worden. Er amüsiere das Publikum gerne mit solchen Märchen, meint Masekela. Bei einem Auftritt sei es eben wichtig, nicht nur über ernsthafte Dinge zu sprechen, sondern die Leute auch zum Lachen zu bringen.
Auch in der Musik von Hugh Masekela steckt ein Gegensatz zwischen nachdenklichem Ernst, bisweilen auch zornigem Protest, und unbeschwerter Lebensfreude: Die Nummern sind oft eingängig, mit wiederkehrenden Melodien und einfachen Rhythmen gespickt, die zum Tanzen und Mitsingen anregen. Die Texte hingegen erzählen von schweren Einzelschicksalen, klagen Unterdrückung an oder rufen nach Freiheit.
Viele Jahre im Exil
In Zeiten des Apartheid-Regimes erhob Masekela seine kantige Stimme regelmäßig gegen die Regierung und musste deswegen für Jahre ins Exil. Der Einsatz für den politischen Widerstand war dem Musiker in die Wiege gelegt: Aufgewachsen ist der heute 73-Jährige in Alexandra, einem nördlichen Stadtteil von Johannesburg. Es war eine der sogenannten "Freehold Areas", in denen afrikanisch-stämmige Bürger Eigentum besitzen durften. Hier florierten die Widerstandsbewegungen. Er sei inmitten von Boykotts und Protestmärschen aufgewachsen, erinnert sich Hugh Masekela. Das Apartheid-Regime sei zu dieser Zeit besonders drakonisch vorgegangen - Angst habe man damals aber keine gehabt, so der Musiker.
In Townships wie Alexandra herrschte stets auch ein reges Musikleben. Familienfürsorge- oder Gesundheitszentren avancierten am Wochenende zu Konzertsälen und Tanzlokalen. Das seien für ihn die Lernorte gewesen, erzählt Hugh Masekeb, und als er mit der Schule fertig war, begannen er und seine Freunde mit diesen Bandleadern zu spielen. Und wie so oft war Musik auch ein Mittel des politischen Widerstands.
Erste Jazzband Afrikas
Zu den vielen musikalischen Einflüssen, die sich im Schmelztiegel Südafrika sammelten, kam in den 1950er Jahren der Jazz hinzu. Musiker wie Louis Armstrong, Billie Holiday und Count Basie waren große Vorbilder junger Südafrikaner, denn sie zeigten, dass afroamerikanische Musiker auch in Zeiten der Unterdrückung Idole werden konnten.
Hugh Masekela gründete um 1960 mit Abdullah Ibrahim und anderen Musikern die Jazz Epistles, die erste Jazzband Afrikas, die eine Platte aufnahm und vor großem Publikum spielte. Doch schon bald nach den ersten Erfolgen spitzte sich die politische Lage zu: Beim Massaker von Sharptown wurden 69 Demonstranten erschossen; die Regierung rief den Notstand aus, Masekela floh nach London ins Exil.
Service
Der Auftritt von Hugh Masekela bei Glatt & Verkehrt ist am kommenden Sonntag live auf Österreich 1 zu hören. Und schon ab morgen sendet Ö1 jeden Abend bis zum Ende des Festivals live aus Krems.
Ö1 Club-Mitglieder bekommen bei Glatt & Verkehrt die Karten um eine Kategorie ermäßigt.
Glatt & Verkehrt