Madonna war in Wien

Popstar Madonna war gestern Abend im Wiener Ernst-Happel-Stadion zu erleben. Es war Madonnas zweiter Auftritt in Österreich. Die Sängerin bestreitet seit zwei Monaten eine Welttournee, auf der sie ihr aktuelles Album MDNA präsentiert.

Morgenjournal, 30.7.2012

Mit einer Stunde Verspätung gehen im Ernst-Happel-Stadion endlich die Lichter aus. Auf der Bühne pendelt ein Weihrauchkessel von links nach rechts, Männer in roten Mönchskutten machen Kniebeugen. Als schließlich Madonna erscheint und mit der Nummer "Girls Gone Wild" loslegt, lassen die Männer ihre Hüllen fallen und verwandeln sich in Gigolos mit hautengen Hosen und High Heels.

Die Kopplung von religiöser und sexueller Symbolik war immer schon ein wichtiger Bestandteil von Madonnas Bühneninszenierungen und ist schon so normal geworden, dass nicht einmal der Vatikan mehr zum Boykott von Madonnakonzerten aufruft. Allerdings zeigt ihre aktuelle Tour unter dem Titel MDNA deutlich: Madonna versteht es immer noch, durch gezielte Provokationen mediale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

In Istanbul entblößte sie den rechten Busen, in Frankreich und auch gestern in Wien zeigte sie die Politikerin Marine Le Pen mit einem Hakenkreuz auf der Stirn. Für Kritik sorgten auch Gewaltszenen in der Bühnenshow. Tatsächlich geht es während der Nummer "Gang Bang" nicht ganz unblutig zu, wenn Madonna im Stil von Splattermovies einen Angreifer nach dem anderen niederschießt. Es ist allerdings auch eine der besten Inszenierungen des Abends.

Harte Bässe und Synthesizer

Längst schon ist bei Madonna die Show, der ständige Wandel von Bühnenbild, Kostümen und Rollen, das Entscheidende. Wer das Konzert besucht hat, um gute Popmusik zu hören, wer gar Madonnas Klassiker der 1980er- und 1990er-Jahre im Ohr hatte, wurde wohl vor allem von der ersten Hälfte des Abends abgeschreckt. Diese stand nämlich ganz im Zeichen von Techno und Dancefloor; wie ein Teppich legten sich die Beats gnadenlos über alle Nummern.

Auch in ihren aktuellen Alben setzt Madonna auf harte Bässe, dazu auf Synthesizer und verzerrte Stimmen. Es sind Nummern für Fitnessstudios und Großraumdiscos, die Melodien oft einfallslos und trivial.

Am Ende eine runde Sache

Das neue Album MDNA enttäuschte viele Fans und Kritiker. Vielleicht war das Ernst-Happel-Stadion auch aus diesem Grund zwar gut gefüllt, aber längst nicht ausverkauft. Dabei hat die Sängerin in der aktuellen Show auch für jene etwas zu bieten, die sich die Madonna von früher herbeisehnen.

Denn ab der Mitte des Konzerts wird es etwas ruhiger und sind zwischen den lauten Disconummern auch ruhigere Songs eingestreut. Ein besonderer Höhepunkt diesbezüglich ist der Klassiker "Like A Virgin", den Madonna als Ballade im Dreivierteltakt zum Besten gibt.

Und so ist diese Show der Reizüberflutungen am Ende doch eine runde Sache. Dass sich Madonna mit ihren 53 Jahren immer noch als Girl inszeniert, muss sie sich oft vorwerfen lassen. Und tatsächlich scheint sie sich in den Studioalben der Jugend unnötig anbiedern zu wollen. Auf der Bühne allerdings zeigt sich Madonna so vielseitig und wandelbar wie eh und je.