Belgien: Aufregung um Mme.Dutroux
Marc Dutroux hatte über viele Jahre junge Mädchen entführt und vergewaltigt. Nur zwei Kinder haben den Horror überlebt. Als Komplizin wurde seine damalige Frau Michelle Martin 2004 zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. In wenigen Wochen soll sie auf Bewährung freikommen, was zu heftigen Diskussionen führt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 1.8.2012
30 Jahre Gefängnis
Kein Kriminalfall hat Belgien je so aufgewühlt wie der Fall Dutroux. Nicht nur, wegen des schrecklichen Schicksals der entführten Kinder und Jugendlichen, die im Haus des Ehepaars Dutroux missbraucht, gefangen und getötet wurden. Wegen der verheerenden Nachlässigkeit der Behörden waren Hunderttausende im Weißen Marsch in Brüssel auf die Straße gegangen.
Dutroux selbst verbüßt eine lebenslange Haftstrafe. Seine Partnerin Michelle Martin, die half die Opfer ins Haus zu locken und zwei der Kinder im Keller des Hauses jämmerlich verhungern ließ, war als Komplizin zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Den Regeln des belgischen Strafgesetzes entsprechend soll sie jetzt auf Bewährung freikommen, ein Drittel der Haftzeit ist verbüßt.
Empörung ist groß
Michelle Martin ist jetzt 52 Jahre alt, tiefreligiös und von Dutroux geschieden. Die vorgezogene Freilassung ist an die Bedingung geknüpft, dass sie in ein Klarissenkloster übersiedelt und sich von den Familien der Opfer fernhält. Noch überprüft eine letzte Instanz ob alles korrekt ist. Aber die Nachricht, dass die Ex-Frau von Dutroux freikommt, ist wie ein Donnerschlag über Belgien gekommen: Ich fürchte das schlimmste, diese Frau verdient es nicht in die Gesellschaft aufgenommen zu werden, klagt Jean Denis Lejeune, der Vater eines der Opfer, sie hat nie die Wahrheit über unsere Kleinen gesagt, das kommt viel zu früh.
Aufnahme in Kloster
Die belgische Justiz verweist darauf, dass auch verurteilte Kriminelle den Anspruch auf rechtliche Gleichbehandlung haben. Der Anwalt Martins beteuert, dass seine Klientin alles tief bereut, was sie getan hat: Nichts ist aus ihrer Erinnerung gelöscht, sie weiß, dass ihre Schuld sie bis ins Grab begleiten wird. Aber was geschehen ist kann sie nicht ändern, sie kann nur Busse tun. Im wallonischen Klarissenkloster, das Michelle Martin aufnehmen wird, hat es zuvor eine lange und extrem schwierige Diskussion gegeben.
Die Ordensschwestern haben Verständnis für die schrecklichen Leiden der Opfer und ihrer Familien, heißt es in einer Erklärung. Trotzdem wird die Klostergemeinschaft Michelle Martin eine Bleibe geben, denn Kriminelle, die ihre Strafe verbüßt haben, der Hoffnungslosigkeit zu überlassen, das wäre ein Rückschritt für die Gesellschaft, argumentieren die Ordensschwestern.
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