London: Porträts muslimischer Athletinnen

Eine Fotoschau in der Londoner Galerie des Auktionshauses Sotheby's in London feiert die Errungenschaften arabischer Sportlerinnen. Einige von ihnen durften als erste Athletinnen ihres Landes zu Olympischen Spielen.

Bei den Olympischen Spielen in London treten erstmals Frauen aus allen 205 Teilnehmerstaaten an. Neben Saudi Arabien und Katar erlaubt jetzt auch Brunei den weiblichen Athleten die Olympia Teilnahme. Sport für Frauen gilt in diesen sittenstrengen Ländern als unislamisch. Die arabischen Athletinnen können oft nur unter Polizeischutz trainieren. Die Fassade der patriarchalischen Gesellschaften bekommt aber offenbar Risse.

Morgenjournal, 2.8.2012

Aus London,

Das Emirat Katar - viel kritisiert für seine frauenfeindliche Haltung im Sport - hat die Ausstellung in Auftrag gegeben. Katar präsentiert sich darin als Modernisierer. Der internationale öffentliche Druck hat offenbar gewirkt. Die Olympischen Spiele in London sind ein Meilenstein für arabische Frauen, sagt die französische Star-Fotografin Brigitte Lacombe.

Es gehe darum, junge Mädchen zu inspirieren, ihnen zu zeigen, dass sie Sport treiben können, sagt Lacombe. Sie zeigt in der Schau 50 großformatige Aufnahmen von Athletinnen aus 20 arabischen Ländern. Die Modelle posieren in für ihren Sport typischen Posen vor einer halbrunden weißen Wand.

Lacombe arbeitete mit Hollywood-Größen wie Martin Scorsese, Jack Nicholson und Meryl Streep, arabische Athletinnen zu fotografieren, war für sie eine völlig neue Erfahrung, es gehe ihnen überhaupt nicht um Eitelkeit, sagt Lacombe, diese Frauen konzentrierten sich nur auf ihre Leistung, auf ihre Topform.

Recht auf Sport

Viele Bilder entstanden während der Arabischen Spiele in Doha im Dezember 2011. Einige der Porträtierten sind bekannte Athletinnen wie die saudi-arabische Springreiterin Dalma Ruschdi Malhas. Doch es sind auch viele unbekannte Amateurinnen dabei. Darunter sind Verhüllte und unverhüllte Basketballspielerinnen aus Katar, eine Fechterin aus Tunesien.

Es gehe darum, den Zustand des Frauensports in der arabischen Welt zu dokumentieren, sagt die Dokumentarfilmerin Marian Lacombe, sie hat zusammen mit ihrer Schwester die Ausstellung gestaltet.

Es gebe große Unterschiede zwischen den Ländern, so Lacombe. In Marokko sind die Trainingsbedingungen für Frauen viel großzügiger als beispielsweise in Saudi-Arabien, wo Sport offiziell für Frauen verboten ist. In Marian Lacombes Videointerviews erzählen die Athletinnen, warum sie Sport treiben und wie es ihnen dabei geht.

Unter den Interviewten ist eine palästinensische Sprinterin, sie wurde zu den Olympischen Spielen in London eingeladen. Das Mädchen habe in ihrem Dorf und am Strand trainiert und sah jetzt zum ersten Mal in ihrem Leben eine Tartanbahn, so Lacombe. Die Ausstellung sei politisch, sagen die Lacombe-Schwestern. Ihre Modelle und Interviewpartnerinnen spüren eine gewisse Verantwortung, einen Wandel herbeizuführen, Diskriminierung von Frauen im Sport zu beseitigen. Recht auf Sport soll für Araberinnen Wirklichkeit werden.