Ägypten: 20 Tote bei Angriff auf Sinai

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage haben islamistische Terroristen ägyptische Grenzposten auf der Halbinsel Sinai angegriffen. Beim ersten Mal haben sie 16 Soldaten getötet. Beim zweiten Angriff gestern Nacht waren die Soldaten vorbereitet: Sie beschossen die Terroristen aus Hubschraubern, 20 Menschen wurden getötet. In den Grenzstädten protestieren nun die Bewohner gegen die zunehmende Gewalt.

Mittagsjournal, 8.8.2012

Antwort mit Raketen

Heute in der Nacht sind mehrere Kontrollpunkte der ägyptischen Armee und Polizei in der Ortschaft Arish beinahe zeitgleich aus vorbeifahrenden Autos beschossen worden. Auch eine von der Armee kontrollierte Fabrik wird angegriffen. Sechs Menschen sind bei den Anschlägen verletzt worden.
Nach Berichten von Augenzeugen haben Bewaffnete in den Geländewagen, von denen die Kennzeichen entfernt worden waren, das Feuer aus automatischen Waffen eröffnet. Die Sicherheitskräfte haben zurück geschossen. Daraufhin sind die Angreifer geflüchtet.

Die Ägyptische Luftwaffe hat daraufhin die Angreifer verfolgt. Kampfjets und Hubschrauber haben Raketen auf die Flüchtenden geschossen und dabei offenbar bis zu 20 der Angreifer getötet.

Proteste und Forderungen

Einen Einsatz solcher militärischer Mittel hat es auf der Sinai Halbinsel seit dem Krieg mit Israel 1973 nicht mehr gegeben. In Arish selbst sind noch in der Nacht hunderte Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Terroristen zu demonstrieren. "Dieser Angriff der Armee ist richtig - aber er hätte früher kommen sollen. Denn der Sinai ist seit 30 Jahren menschenleer - das ist ein ideales Gebiet für Terroristen." Manche fordern, dass die Armee noch viel härter zurückschlagen sollte: "Das ist eine normale Reaktion der Armee. Es muss Vergeltung geben, wenn ägyptisches Blut vergossen wird. Es sollte noch viel härter durchgegriffen werden - schon gegen jene, die auch nur daran denken, ägyptische Soldaten oder Zivilisten anzugreifen."

USA bieten Hilfe an

Der ägyptische Präsident Mursi gerät jetzt von mehreren Seiten unter Druck. Israel will, dass er härter gegen die Terroristen durchgreift - die Muslimbruderschaft hingegen - deren Mitglied Mursi ist, macht den israelischen Geheimdienst für die Anschläge verantwortlich. Die Muslimbrüder wollen eine Überprüfung des Friedensvertrags mit Israel.

Auch die USA haben sich in dieser Sache jetzt zu Wort gemeldet. Außenministerin Hillary Clinton sagt, es sei auch ein Anliegen ihres Landes, dass Ägypten die Situation in den Griff bekommt. Gewaltsamer Extremismus stelle auch eine Bedrohung für die USA dar. Man werde Ägypten dabei unterstützen, die Sicherheitslage zu verbessern. In welcher Form das passieren soll hat sie offen gelassen. Die USA haben aber in der Vergangenheit die ägyptische Armee mit Milliardenbeträgen unterstützt.

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