Ismael Ivo tanzt "Francis Bacon"

Ab heute Abend bis zum 18. August zeigt das ImPulsTanz-Festival das Stück "Francis Bacon". Die Produktion, die eine Zusammenarbeit zwischen Johann Kresnik und dem Performer Ismael Ivo ist, hatte 1993 in Stuttgart Premiere, bei der Wiederaufnahme steht Ismael Ivo, Mitbegründer des Festivals und dessen aktueller künstlerischer Berater, wieder auf der Bühne des Wiener Odeon Theaters.

"Francis Bacon" basiert auf einem Portäit des Papstes Innozenz X., das der spanische Maler Diego Velazquez 1650 gemalt hat. Der Ire Francis Bacon hat daraus drei Jahrhunderte später einen Porträt-Zyklus geschaffen, der seinerseits Johann Kresnik und Ismael Ivo inspiriert hat.

Wie wurden diese Porträts auf der Bühne umgesetzt? "Man kann ja ein Bild nicht auf die Bühne versetzen", so Johann Kresnik. "Einen Papst, den Francis Bacon gemalt hat, wo er zehn Jahre nachgedacht hat: Wie male ich das, wie mache ich das?, da muss man eine Form finden, die vielleicht einen genauso gravierenden Blickfang hat wie das Bild von Francis Bacon. Und dazu sind mir dann Bilder eingefallen."

Ungewöhnliche Positionen des Körpers

Um diese choreografische Umsetzung der Gemälde Bacons zu illustrieren, erzählt der Choreograf und Performer Ismael Ivo eine Anekdote: Bacon wurde einmal darauf angesprochen, warum er Modelle für drei Stunden buchte, sie aber nach etwa zehn Minuten fotografierte, bezahlte und dann entließ. Ein gutes Geschäft für die Modelle. Bacons Antwort: "Ich werde zuerst das Bild der Person zerstören, ich werde es verzerren und dadurch zerstören, und das will ich nicht in Anwesenheit dieser Person tun!"

Ismael Ivo ging dann in analoger Weise an die Umsetzung dieser Methode heran: "Ich versuchte, den Körper zu choreografieren, indem ich neue, andere Stellungen für ihn fand, Stellungen, die auch gegen übliche Positionen des Körpers gingen. Die Bewegung ging dabei nicht in Richtung Harmonie, sondern in Richtung Disharmonie, der Körper sollte irritieren. Er sollte nicht die Schönheit, sondern die Hässlichkeit suchen. Es war eine andere Form, Schönheit zu erreichen. Und so kann man diese ganzen Bacon'schen Verzerrungen und Entstellungen in der Choreografie erkennen."

Bacons Gedanken auf der Spur

Auch Bacons Obsession des Todes ist immer wieder präsent. Ismael Ivo erzählt, dass der Künstler immer wieder unter schweren Asthma-Anfällen litt, bei manchen hatte er Todesangst. Daher auch sein Ausspruch: "Kaum kommst du auf die Welt, schon fängst du an zu sterben."

Fünf Malerporträts hat Johann Kresnik schon auf der Bühne gezeigt, wie ist er an das Thema herangegangen? "Das waren alles ein bisschen Biografien", sagt Kresnik. Bei "Francis Bacon" ging es nicht um eine Biografie, sondern warum er, Bacon, solche Torsi gemalt habe, "wie kam er in seinem chaotischen Leben zur Malerei, was ging in ihm vor?"

"Präsente Persönlichkeit" Ismael Ivo

Ganz wesentlich für die Wiederaufnahme des Stückes "Francis Bacon" fast 20 Jahre nach der Uraufführung, war die Mitwirkung von Ismael Ivo für Johann Kresnik essenziell, denn er habe "Francis Bacon" extra wegen der "präsenten Persönlichkeit" Ismael Ivos gemacht.

Und auch Ismael Ivo meint, dass er jetzt wahrscheinlich besser sei als damals: "Ich glaube, ich bin heute besser, weil ich damals viele Dinge intuitiv gespürt habe. Heute sehe ich, dass sich daraus etwas Neues für mich als Tänzer und Choreograph entwickelt hat. Darum glaube ich, dass ich dieses Stück, das schon damals sehr erfolgreich war, heute besser spielen kann."

"Erfindung der Presse"

Regisseur Johann Kresnik hat ja immer wieder irritiert und provoziert, mit seinen auf die Bühne gebrachten politischen Positionen, aber auch seinen Stilmitteln. So wurde er vom deutsch-sprachigen Feuilleton mit so liebenswürdigen Attributen wie "Berserker" oder "Zertrümmerer" tituliert. Wie er das erlebt? "Das ist die Erfindung der sogenannten Kritiker und Presse", sagt Kresnik. "Das ist Quatsch."

Rückblickend ist auch Ismael Ivo immer noch von der gemeinsamen Arbeit an "Francis Bacon" begeistert: "Wow!"

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