Running Mate: Romneys Antithese als Favorit
Der amerikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney von den Republikanern wird am Samstag bekannt geben, wen er als Vizepräsidentschaftskandidaten nominiert. Lange Zeit wurde daraus ein Geheimnis gemacht. Spekulationen und Gerüchte deuten auf den bis jetzt wenig bekannten Kongressabgeordneten Paul Ryan aus Wisconsin hin.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.8.2012
Ryan wäre riskanter Kandidat
Am Samstagnachmittag wird die Spekulation um den Vizepräsidentschaftskandidaten der Republikaner ein Ende haben. Man wird sehen, ob die amerikanischen Medien Recht hatten oder nicht. Sie wollen schon seit dem frühen Morgen wissen, dass der landesweit eher unbekannte Paul Ryan zum sogenannten running mate von Mitt Romney gemacht wird. Die Quellen sind in allen US-Medien hochrangige Republikaner oder hochrangige Wahlkampfmitarbeiter von Romney, die allesamt anonym bleiben wollten. Ob die Information also stimmt oder nicht, weiß man nicht.
Paul Ryan, ein 42-jähriger Kongressabgeordneter aus Wisconsin, ist studierter Politikwissenschaftler, katholisch, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Auf den ersten Blick ein perfekter Republikaner, wäre Ryan trotzdem eine riskante Wahl. Nicht, weil er ursprünglich einmal Physiker werden wollte, sich dann aber doch für eine politische Karriere entschied, sondern weil der potentielle Nachwuchsstar der Republikaner sich bei näherem Hinsehen fast als Antithese zu Mitt Romney herausstellt.
Gute Angriffsflächen für Demokraten
Romney inszeniert sich als geschäftstüchtiger Manager, der nicht nur weiß wie man eine Firma leitet, sondern auch wie ein Land zu führen ist. Ryan hingegen hat die klassische Politkarriere gemacht. Vom Redenschreiber für republikanische Politiker stieg er schon im Alter von 28 Jahren zum Kongressabgeordneten auf, der sich zuletzt als Vorsitzender des Haushaltsausschusses einen Namen machte. Seine Vorschläge sind ideologisch geprägt; sparen bei den Ausgaben, kürzen bei Sozialleistungen und Steuererleichterungen für Reiche sind sein Credo.
Für die Demokraten böte er gute Angriffsflächen, etwa wenn er Medicare, die öffentliche Krankenversicherung für ältere Bürger, radikal ändern oder abschaffen will. Aufgefallen ist auch, dass Ryan selbst den Republikaner immer wieder zu weit geht. Etwa wenn die Ausgabenkürzungen das Militärbudget drastisch verringern würden - eine heilige Kuh in den USA. Ryans Vorschläge haben im demokratisch dominierten Senat übrigens nie eine Mehrheit gefunden.
Andererseits könnte Ryan als relativ junger Politiker auf die republikanische Basis besonders aufmunternd wirken. Genau das braucht Mitt Romney dringend, denn in den Umfragen liegt er wieder deutlich hinter Präsident Barack Obama. Der hat zuletzt im Wahlkampf wieder verstärkt versucht, Frauen zu mobilisieren. Auch in dieser Hinsicht wäre ein Mann als running mate ein gewisses Risiko. Allerdings stellte sich die Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin im letzten Wahlkampf für die Republikaner als politischer Sargnagel heraus. Mit ihr hat Paul Ryan eines gemeinsam: keine außenpolitische Erfahrung.