"Il Paride" in Innsbruck
Zwei Hochzeiten und unzählige Affären - so könnte man Giovanni Andrea Bontempis Oper "Il Paride" auf einen kurzen Nenner bringen. Die Innsbrucker Festwochen bringen diese Oper, die einst für die Hochzeit einer sächsischen Prinzessin geschrieben wurde, auf die Bühne.
26. April 2017, 12:23
Die Kosten der Uraufführung sollen sich auf über 300.000 Taler belaufen haben. In dieser Zeit konnte eine fünfköpfige Familie von vier Talern pro Woche leben!
Kulturjournal, 24.8.2012
Den 2.500 Hochzeitsgästen der Kurprinzessin von Sachsen wurde am 3. November 1662 eine geradezu einzigartige Oper geboten: Giovanni Andrea Bontempi hatte ein Gesamtkunstwerk geschaffen und "Il Paride" nicht nur komponiert und das Libretto verfasst, er bot auch als Architekt und Maschinenmeister des Dresdner Komödienhauses alles auf, was an Special-Effects zu seiner Zeit möglich war. Ein Spektakel, das, nebenbei bemerkt, eine geradezu wahnwitzige Summe verschlang.
Als Librettist verwendet Bontempi die Geschichte vom Urteil des Paris und dem Raub der schönen Helena als Rahmenhandlung um sein "Ludus de amore" zu erzählen - ein Spiel um Liebe und Eros, das sich über alle Gesellschaftsschichten erstreckt.
Kastratenstimme vs. Countertenor
Christoph von Bernuth spürt in seinem Regiekonzept dem barocken Welttheater nach und bereichert die Bühne durch allerlei Schafe, Seeungeheuer und Wolken aus Pappmaschee. Bei der Uraufführung sangen 13 - ausschließlich männliche - Sänger die 28 Partien der Oper, unter ihnen auch Bontempi selbst, der als Kastrat eine harte musikalische Ausbildung hinter sich hatte.
Diese damalige Besetzung war eine große Herausforderung für die österreichische Lautenistin Christina Pluhar, die Bontempis monumentales Werk für die Bühne bearbeitet hat. Eines der Probleme war, dass die Kastratenstimme heute nicht einfach durch Countertenöre zu ersetzen ist.
Der aus Perugia stammende Bontempi war ein Schüler Claudio Monteverdis und wie dieser ein Meister des Recitar cantando, des singenden Erzählens. Hier konnte er seine ganze Phantasie entfalten und seine Protagonisten lieben, leiden und sogar stottern lassen.
Mit "Il Paride" - die Oper ist am 24 und 26. August im Tiroler Landestheater zu sehen - enden die diesjährigen Innsbrucker Festwochen.
Service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen bei den Innsbrucker Festwochen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Innsbrucker Festwochen