EU: Eine Milliarde Euro für Forschung

Eine Milliarde Euro an Fördergeldern hat die Europäische Kommission für die Forschung zu vergeben. Um diese Milliarde bewerben sich sechs Finalisten aus verschiedenen Staaten. Beim Europäischen Forum Alpach werden einige der Finalisten vorgestellt.

Mittagsjournal, 25.08.2012

Roboter als Kumpel

Sensoren als Schutzengel, Roboter als Kumpel, virtueller Gesundheitszwilling – das sind drei Beispiele für Technologien, die eine älter werdende Gesellschaft unterstützen könnten.

Gordon Cheng möchte dem Menschen Arbeit abnehmen, sei es in einer Fabrik oder im Alltag. Der Professor für Kognitive Systeme der Technischen Universität München ist Teil eines internationalen Forschungsnetzwerkes, das Roboter entwickelt. Die Roboter haben nichts mit klobigen Fertigungsmaschinen aus Industriehallen zu tun, sondern sollen dem Menschen buchstäblich zur Hand gehen. Und das vielleicht in ferner Zukunft sogar aus eigenem Antrieb. Damit künstliche Intelligenz menschliche Absichten abschätzen kann, bedarf es Fachleute aus den unterschiedlichsten Wissenschaften: Elektronik, Gewebeforschung, Energie, Materialwissenschaft, Soziologie und Anthropologie.

Sensoren: "Schutzengel"

Intelligente Sensoren in unserer Kleidung oder am Körper könnten künftig medizinische Parameter registrieren. Blutdruck, Köpertemperatur oder Hautwiderstand sollen gemessen werden und auf Erkrankungen wie Diabetes hinweisen, schildert der Nanoelektronik-Professor Mihail Adrian Ionescu von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne: "Schutzengel nennt sich das Projekt von sechzig Forschungseinrichtungen aus sechzehn Staaten. Andere solcher Schutzengel-Sensoren könnten Stress oder Übermüdung registrieren und eine Fluglotsin oder einen Autofahrer rechtzeitig warnen." Die große Herausforderung bei den Sensoren ist die Energieversorgung. Das Forschungsnetzwerk denkt an Energie mithilfe von Sonne oder Bewegung.

Virtueller Gesundheitszwilling

Der virtuelle Gesundheitszwilling soll mit Computersimulationen und Gentests für jede und jeden die beste Medizin ermitteln. Der Systembiologe Hans Westerhoff von der Manchester Universität: "Der Arzt soll 5, 6, 7….27 Medikamente vom Computer durchrechnen lassen, bevor über die bestmögliche Arznei entschieden wird."

Offen sind bei solchen Visionen grundlegende ethische und rechtliche Fragen. Die drei vorgestellten Forschungsprojekte suchen um eine Milliarde Euro an Förderung durch die Europäische Kommission an. Worauf die Politik setzen wird und worin die Kommission die größten Chancen sieht, steht im kommenden Jahr fest.