Romney schießt scharf
Mit einer Rede Mitt Romneys ist in der Nacht der Parteitag der Republikaner zu Ende gegangen. Die heiße Phase des Wahlkampfs vor den Präsidentschaftswahlen Anfang November hat nun begonnen. Die Amerikaner trauen Romney zwar mehr Wirtschaftskompetenz als Obama zu, aber bei den Sympathiewerten muss der Republikaner noch zulegen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 31.8.2012
Argumente statt Slogans
Ein Redner, der seine Zuhörer wie Präsident Obama elektrisieren kann, der allein durch Worte Begeisterungsstürme auslösen kann – das ist Mitt Romney nicht. Er weiß das und setzt in der Nacht auf heute sichtlich ganz bewusst auf das Argument, dass nur betörende Reden zu halten zu wenig ist für eine erfolgreiche Präsidentschaft, so Romney. Er sagt: "Hoffnung und Wandel – das waren Slogans mit großer Anziehungskraft. Aber heute frage ich sie: Wenn sie diese Begeisterung gespürt haben, als sie Barack Obama gewählt haben, sollten sie diese Begeisterung nicht auch jetzt noch spüren, wo er nun Präsident ist? Mit der Leistung dieses Präsidenten stimmt doch etwas nicht, wenn sie sich später nie mehr so gut gefühlt haben wie damals am Wahltag."
Romney setzt auf Wirtschaftskompetenz
Nicht Wut auf Barack Obama, sondern die Enttäuschung der Amerikaner spricht Romney an: Enttäuschung über nicht gehaltene Versprechen und nicht in Erfüllung gegangene Träume. Und da ist Romney auch schon bei jenem Thema, bei dem er in den Augen der Amerikaner wirklich Punkten kann: Der Wirtschaftslage. Mehr als acht Prozent Arbeitslosigkeit und keine Hoffnung, dass sich daran bald etwas ändert – das ist Obamas größtes Handicap bei dieser Wahl. "Amerika braucht Jobs", so Romney. Und er verspricht, zwölf Millionen Jobs zu schaffen. Wie, das verrät er nicht. Doch in dieser Rede, ja bei diesem Parteitag, geht es nicht um Details und genaue Programme. Die Amerikaner sprechen Romney mehr Wirtschafskompetenz zu als Obama, das ist Romneys großes Plus in diesem Wahlkampf – vielleicht sein einzig wirklich großes Plus, und immer wieder streicht Romney daher heraus, dass er aus der Privatwirtschaft kommt, ein äußerst erfolgreicher Geschäftsmann war: "Mit zehn Mitarbeitern haben wir begonnen, und geworden ist daraus eine große amerikanische Erfolgsgeschichte", berichtet Romney von seiner Zeit bei der Beteiligungsfirma Bain Capital.
Wofür steht Romney?
Doch wenn Romney von sich selbst erzählt, geht es ihm auch noch um etwas anderes: Eines seiner größten Probleme ist, dass er oft hölzern, unnahbar, vielleicht kompetent, aber nicht besonders sympathisch wirkt. Den wenigsten ist klar, was für ein Mensch Romney eigentlich ist. Romney versucht, mit Erzählungen von seinen Eltern, seiner Frau, seinen Kindern die Distanz zu seinem Zuhörern zu überwinden – trotzdem: Es ist klar, dass er mit dieser einen Rede er dieses Problem noch nicht aus der Welt geschafft hat. Und auf ein anderes seiner Probleme geht Romney gar nicht ein. Seine Kritiker vorwerfen ihm vor, für nichts wirklich zu stehen, nur das zu versprechen, was die Wähler hören wollen. In seiner Zeit als Gouverneur von Massachusetts war er für die Abtreibung, für Maßnahmen gegen den Klimawandel. Er schuf für seinen Bundesstaat ein Gesundheitssystem, das jenem, das Barack Obama für die gesamte USA eigeführt hat, in wesentlichen Punkten gleicht. Doch um in der nach rechts gerückten republikanischen Partei zum Präsidentschaftskandidaten gekürt zu werden, mutierte er plötzlich zum Abtreibungsgegner und zum Gegner staatlicher Einmischung in das Gesundheitswesen. Wofür steht Romney also wirklich? In der Nacht auf heute hat er sich als Mann der Mitte, als gemäßigter Konservativer präsentiert, dass er gegen die Abtreibung oder gegen die Homo-Ehe ist, das hat er gerade einmal in einem Halbsatz erwähnt.
Romney noch nicht Favorit
Romneys Kernbotschaft hat heute nichts mit Ideologie zu tun: "Wählen Sie einen Macher, und nicht einen Träumer", das ist es, was er den Amerikanern heute sagen will. "Präsident Obama hat Ihnen versprochen, das Ansteigen des Meeresspiegels zu verlangsamen und den Planten zu heilen. Mein Versprechen ist, Ihnen und ihrer Familie zu helfen", so Romney. 67 Tage hat Romney noch Zeit, die Wähler davon zu überzeugen, dass er das besser kann als Präsident Obama. Denn dieser Parteitag hat Romney seinem Ziel, Präsident zu werden, zwar sicher etwas näher gebracht – Romney als klaren Favoriten zu positionieren, das ist den Republikanern in den letzten drei Tagen aber noch nicht gelungen.