Stöger: Konzept zur Suizid-Prävention

521 Menschen sind im vergangenen Jahr in Österreich bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, mehr als doppelt so viele sind durch Selbstmord gestorben. Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) will nun ein umfassendes Präventionsprogramm gegen Suizid starten. Das Konzept dazu hat er heute vorgestellt.

Mittagsjournal, 07.09.2012

Suizidrate in ländlichen Regionen höher

In Wien ist die Selbstmordrate besonders stark zurückgegangen, doch sie steigt vor allem in ländlichen strukturschwachen Gebieten, berichtet Christian Haring von der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie: "Es liegt schon auch daran, dass gerade in ländlichen Regionen, auch wenn wir psychosozialen Unterstützungsstrukturen anbieten, das Stigma von psychischen Erkrankungen so hoch ist, dass viele nicht in der Lage sind, die Hilfe auch anzunehmen."

In vielen Regionen muss die Hilfe jedoch auch erweitert werden, so die Experten. Spezielle Kriseninterventionszentren für alle Hilfesuchenden existieren demnach nur in drei Bundesländern - in Wien, Salzburg und in Oberösterreich. Mobile Krisenarbeit, sodass ein Betroffener sofort von einem Spezialisten aufgesucht und betreut wird, gibt es nur in Wien und in Kärnten flächendeckend, in Oberösterreich teilweise in manche Bezirken.

Stöger: "Angebote ausbauen"

Diese Hilfsangebote sollen ausgebaut werden, sagt Gesundheitsminister Alois Stöger: "Wer über Suizid redet, weiß, dass ist sehr komplex. Das braucht Netzwerke, das braucht Einbindung vieler Bereiche, es geht auch darum, einen Zugang zu den Menschen zu entwickeln, damit wir Prävention unterstützen können."

Für viele Betroffene gerade in ländlichen Regionen sei die erste Anlaufstelle der Hausarzt, sagt Psychiater Christian Haring. Deshalb sollten Allgemeinmediziner eine bessere psychiatrische Ausbildung erhalten.

Suizid-Prävention

Letzen Endes müsse vor allem eines vermittelt werden, sagt Gernot Sonneck vom Kriseninterventionszentrum Wien: "Suizid ist kein unausweichliches Schicksal, sondern es ist üblicherweise ein Ausdruck von Not, Leid und Elend. Und wenn es uns gelingt, Menschen, die in dieser Not sind, zu erreichen und ihnen zu helfen, dann ist Suizid auch keine Option."


Ein weiterer entscheidender Faktor sei auch potentielle Suizidmittel weniger verfügbar zu machen. So seien die Suizide mit Waffen etwa durch eine Verschärfung des Schusswaffengesetzes vor mehr als zehn Jahren um vierzig Prozent zurückgegangen.