Cornelius Kolig wird 70

"Fäkalkünstler" ist wohl eine der am häufigsten verwendeten Bezeichnungen, wenn sich Politiker - vornehmlich aus rechten Parteien - an Cornelius Kolig abarbeiten. Der vielseitige Künstler hat sich davon nie beirren lassen. Er lebt und arbeitet in seiner Heimat Vorderberg im "Paradies", an dem er seit Jahrzehnten baut. Am Samstag feiert Kolig seinen 70. Geburtstag.

Kulturjournal, 7.9.2012

Kolig hat sich ein Winkelwerk von Hallen und Höfen, Türmen und Nischen errichtet, in dem die üppige Natur mit ihrer Vielfalt an Farben und Gerüchen mit der eigenwilligen Architektur und den unnachahmlichen Objekten und Installationen Koligs ein einzigartiges Gesamtkunstwerk ergeben. Dieses hat vor neun Jahren allerdings schweren Schaden genommen: ein Hochwasser verwüstete das Areal, 3.000 Zeichnungen wurden vernichtet, sämtliche in den Erdgeschoßen der Gebäude befindlichen Kunstwerke und Installationen wurden zerstört oder schwer beschädigt. Kolig bezifferte damals den Gesamtschaden mit mehreren Millionen Euro. In mühsamer Arbeit baute Kolig sein "Paradies" wieder auf, inzwischen erinnert nichts mehr an die Katastrophe.

Werke mit Ausscheidungen

Das Werk des 1942 in Vorderberg im Gailtal geborenen Künstlers dreht sich seit vielen Jahrzehnten immer um die gleichen Themen: Sexualität, Tod und die menschlichen Ausscheidungsprodukte. Kotabgüsse und Urinbilder gibt es in Koligs Werk ebenso wie Kopulationsvorrichtungen; Penisse, Brüste und weibliche Geschlechtsorgane sind in Bildern, Plastiken und Installationen verewigt. Zu den teils heftigen Kritiken an ihm meint Kolig: "Wenn das, was mit dem Unterleib zu tun hat, in den Kunstraum erhoben wird, entsteht ein Konflikt." Ein weiterer seiner stets leise und ruhig gesprochenen Sätze lautet: "Alle Menschen haben mit diesen Dingen zu tun. Aber in dem Moment, wo es öffentlich wird, erhält es Sprengkraft."

Diese Sprengkraft entwickelte sich 1998 in wohl auch für Kolig selbst ungeahnter Stärke, als er vom Land Kärnten den Auftrag erhielt, den Kolig-Saal im Kärntner Landhaus neu zu gestalten. Dort hatten die Nazis nach ihrer Machtübernahme die Fresken seines Großvaters Anton Kolig abgeschlagen. Der Enkel nahm die alten Fresken, von denen es Fotos gibt, als Vorlage und schuf daraus eigene Bilder, die er durch Installationen ergänzte. "Kronen Zeitung" und Jörg Haiders FPÖ wüteten gegen den Künstler mit Diffamierungen und Beschimpfungen. Der damalige Landeshauptmann Christof Zernatto (V) hielt an Kolig und dem Projekt fest. Heute gibt es dagegen keine Widerstände mehr.

Preis mit Greifzange angenommen

Im Oktober 2006 wurde Kolig sogar vom freiheitlichen Kulturreferenten für den Kulturpreis des Landes Kärnten vorgeschlagen. Kolig nahm den Preis an, um ihn aber nicht aus Jörg Haiders Hand entgegennehmen zu müssen, konstruierte der findige Künstler einen Greifzangenapparat, mit dem er zur Preisverleihung erschien. Die Lacher hatte er damit auf seiner Seite, Haider umging die Blamage, indem er den Preis vom evangelischen Superintendenten Manfred Sauer übergeben ließ.

Die Öffentlichkeit war nie Koligs Metier, auch in Sachen Eigen-PR hielt er sich stets zurück. Das "Paradies" des mit einer Ärztin verheirateten Künstlers und bekennenden Katzenliebhabers steht aber für Besucher offen.

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Cornelius Kolig