WIFO: Wachstum geht gegen null
Österreich schlittert auf eine Rezession zu, also ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung über mindestens ein halbes Jahr. Schon jetzt schrammen wir denkbar knapp an der Rezession vorbei: In den ersten beiden Quartalen wuchs die Wirtschaft nur um 0,1 Prozent, wie eine Berechnung des WIFO ergab.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 10.9.2012
Schwacher Euroraum belastet Wirtschaft
Die Wirtschaft in Österreich ist im zweiten Quartal real kaum mehr gewachsen. Das werde sich im Laufe des Jahres fortsetzen, sagt Markus Scheiblecker vom Wirtschaftsforschungsinstitut: "Es ist schon im dritten Quartal mit einer leichten Schrumpfung zu rechnen aufgrund unserer Indikatoren. Wir rechnen aber nicht mit einer tiefen Rezession. Wenn überhaupt, dann sollte sich die Wirtschaft nach zwei Quartalen wieder stabilisieren können." Drei der fünf großen Volkswirtschaften in Europa befinden sich bereits in Rezession, nämlich Großbritannien, Italien und Spanien. Davon könne sich Österreich nicht abkoppeln. Scheiblecker erklärt die Lage Österreichs so: "Der Grund ist eindeutig die schwache Entwicklung im Euroraum. Zusätzlich sehen wir auch im asiatischen Raum im Moment eine wirtschaftliche Abkühlung. Auch diese strahlt natürlich auf die Wirtschaft in Deutschland und Österreich ab."
Auch der Konsum schwächelt
Bereits von April bis Juni hat Österreich im Jahresabstand um 0,6 Prozent weniger Waren exportiert. Und auch der private Konsum könne das Minus diesmal gar nicht ausgleichen. Scheiblecker sagt: "Der private Konsum leistet mittlerweile auch keine Impulse. Sämtliche Nachfragekategorien haben sich abgeschwächt und der Konsum stagniert schon das zweite Quartal hintereinander." Die Menschen werden das am Arbeitsmarkt zu spüren bekommen, sagt der WIFO-Experte: "Wir sehen, dass die Arbeitslosigkeit deutlich steigt und auf die schwache Wirtschaftsentwicklung reagiert. Auch der Arbeitsmarkt wird die schwächere Wirtschaftsentwicklung in Österreich und auch international zu spüren bekommen."
EZB-Maßnahmen "wirkungsvoll"
Was muss jetzt passieren, um aus der Krise wieder herauszukommen? Scheiblecker hält die Ankündigung der Europäischen Zentralbank, Anleihen von hochverschuldeten Staaten zu kaufen, für sinnvoll und führt aus: "Das ist sicherlich eine Methode um die Krise zu beruhigen. Wenn da entsprechend große Mittel in die Hand genommen werden, ist das sicherlich der wirkungsvollste Mechanismus. Allerdings, und darauf hat die EZB auch selbst hingewiesen, möchte man das an anhaltende Spar- und Reformbemühungen in den problemgeplagten Ländern knüpfen."
In Österreich sieht Scheiblecker derzeit keinen Reformbedarf, zumindest nicht, was die Konjunktur betrifft. Das WIFO geht davon aus, dass sich die Wirtschaft also auch ohne Konjunkturprogramme nach rund einem halben Jahr wieder erholt.