Zweifel am Nutzen von Biosprit

Biosprit klingt irgendwie sauber und sollte einer Art Wundermittel gegen den Klimawandel sein. In Österreich wird diskutiert, ob zehn Prozent Treibstoff aus Lebensmitteln zum Benzin gemischt werden sollen. Und auch in der EU wachsen die Zweifel, ob Agro-Treibstoffe im Kampf für den Klimaschutz wirklich so viel bringen.

Morgenjournal, 11.9.2012

EU überdenkt Biosprit-Strategie

Die EU-Kommission selbst hat Studien über die Auswirkungen ihrer Biosprit-Politik in Auftrag gegeben. Denn die Rolle von pflanzlichem Treibstoff war von Anfang an umstritten. Und die Ergebnisse dürften die Kritiker bestätigen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet von Zweifeln in den EU-Untersuchungen an der Klima-Wirksamkeit von Biosprit. Außerdem werde er als Preistreiber für Lebensmittel gesehen. Als Konsequenz wolle die Kommission den Einsatz künftig auf fünf Prozent der Energie im Transport beschränken. Bisher war immer von bis zu zehn Prozent die Rede. Offiziell will das in der EU-Kommission niemand bestätigen. Aber es geht wohl in diese Richtung. Der Sprecher von Klimakommissarin Connie Hedegaard, Isaac Valero, räumt ein, dass die Strategie überdacht wird: "Wir müssen darauf achten, dass der Biosprit, den wir in Europa produzieren oder nach Europa einführen, nachhaltig ist, und dass unsere Biosprit-Politik die Lebensmittel nicht verteuert."

Umstrittene Kommissions-Vorschläge

Im Oktober oder spätestens November wird die Kommission ihre neuen Vorschläge vorlegen. Sie sind offenbar heftig umstritten. Laut Entwurf sollen Biotreibstoffe nach 2020 nur mehr dann subventioniert werden, wenn wesentliche Einsparungen von Treibhausgasen garantiert sind und sie nicht den Anbau von Nahrung oder Futtermittel verdrängen. Kommissionssprecher Valero: "Wir müssen sicherstellen, dass etwa in Indonesien oder Brasilien nicht Regenwald für Biotreibstoff gerodet wird oder dass nicht Palmöl statt Nahrungsmitteln für die örtliche Bevölkerung angebaut wird."

Biosprit nicht zwingend

Das tatsächlich zu garantieren, dürfte schwierig sein. Die Kommissionspläne würden jedenfalls eine deutliche Änderung der Strategie bedeuten. Derzeit schreibt die EU vor, dass bis 2020 zehn Prozent der Energie im Transport aus erneuerbaren Energiequellen kommen müssen. Biosprit ist dabei zwar nicht zwingend vorgesehen. Aber am Einsatz kommt man nicht vorbei. Die Kommission setzt allerdings stärker auf neue Verfahren, mit denen Treibstoff aus Haushaltsabfällen oder Algen gewonnen werden. Sie wird ihre Vorschläge in den nächsten Wochen präsentieren. Sie müssen dann mit den Mitgliedstaaten und mit dem Europäischen Parlament abgestimmt werden.