Amir Cheheltan: Teheran, Stadt ohne Himmel
Der iranische Autor Amir Cheheltan arbeitet unter unzumutbaren Bedingungen: angefeindet bis hin zu Todesdrohungen und nur ein Teil seines Werks darf in seinem Heimatland, und das nur in zensuriertem Ausmaß, erscheinen.Sein jüngstes Buch "Teheran, Stadt ohne Himmel" ist jetzt im Verlag C. H. Beck in deutscher Sprache erhältlich.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 17.09.2012
Teheran, so wie es Amir Cheheltan beschreibt, das ist eine Stadt, die Jahrzehnte das Wachstums und des Zuzugs erlebt hat, in der Menschen zu hunderttausenden im Existenzkampf stehen, viele davon auch auf Wegen jenseits jeder Legalität. Amir Cheheltan bleibt dieser Stadt tief verbunden, allen widrigen Umständen zum Trotz: "Es ist einerseits eine chaotische Stadt mit verpesteter Umwelt und viel Verkehr, was es sehr schwierig macht, in einer solchen Stadt zu leben, aber andererseits gibt es keine andere Stadt, die mir so viel Spannung und Energie geben kann."
Zensur einer verborgenen Geschichte
Auch von widrigen politischen Umständen ist viel die Rede in Amir Cheheltans Werk, vom Sturz des Ministerpräsidenten Mossadegh in den Fünfzigerjahren., mit kräftiger CIA - Unterstützung, über das Schah- Regime bis hin zu den Mullahs von heute. Cheheltan beschreibt, wie sich politische Zustände im Alltag manifestieren und eckt damit auch an: "Mein Roman ist eine verborgene Geschichte dieser Stadt, und das macht ihn auch zu einer verborgenen Geschichte meines Landes im 20. Jahrhundert, einer Geschichte, die der offiziellen Darstellung widerspricht."
Eine verborgen Geschichte seiner Stadt will Cheheltan schreiben. Immer wieder hat er dabei auch mit der iranischen Zensur zu kämpfen. Er will nicht ins Exil, auch wenn es zuweilen für ihn schon ziemlich gefährlich wurde in fanatisierter Umgebung. Er will auch, dass wenigstens ein Teil seiner Bücher zuhause, im Iran erscheint, und er geht dabei erstaunlich weit in seiner Kompromissbereitschaft: "Ich habe selbst ein Drittel meines Textes gelöscht, bevor ich ihn bei der iranischen Zensur eingerichtet habe", sagt Amir Cheheltan. Daraufhin wurde die Genehmigung zum Druck erteilt.
Nur in der jetzt veröffentlichten deutschen Ausgabe von "Teheran, Stadt ohne Himmel", ist der vollständige Text zu lesen, die Geschichte eines kleinen Gauners, der es als Mitläufer und brutaler Gewalttäter bis zum Direktor eines Foltergefängnisses bringt, dem Schah genauso zu Nutzen wie den Islamisten.
Kriegsbefürchtungen
Zuhause in Teheran erlebt Amir Cheheltan auch, wie die Besorgnis vor einer Konfrontation mit dem Westen wächst. Und wie dennoch Drohungen, wie jene, der Iran werde bald angegriffen, etwa von Israel her, weggedrängt werden.
Amir Cheheltan denkt über die Situation folgendermaßen: "Über einen bevorstehenden Angriff nachzudenken oder zu sprechen, das kann ein Mensch nicht lange aushalten. Kein Mensch kann in ständiger Anspannung leben, ich glaube allerdings, dass ein Krieg schon sehr wahrscheinlich ist."
Über iranische Tagespolitik spricht Cheheltan nicht sehr gerne. Er will schließlich wieder zurück nach Teheran. Aber ein Satz sagt da schon viel: "Diese Konzentration auf das Nuklearprogramm, könnte für den Iran noch ernste Folgen haben."