Viennafair in russischer Hand

"Eine Kunstmesse an der Schnittstelle zwischen Ost und West" will die "Viennafair" sein, die am Donnerstag wieder ihre Pforten öffnet. Die Viennafair startet heuer in eine neue Ära, sowohl künstlerisch, als auch finanziell. Eine private russische Investorengruppe hat 70 Prozent der Messe übernommen und auch inhaltlich will man sich weiter als bisher in den Osten wagen.

Morgenjournal, 19.9.2012

Die historische Anziehung Wiens

Wenn der russische Immobilienentwickler Dmitri Aksjonow von Wien spricht, gerät er ins Schwärmen. Gemeinsam mit Sergej Skaterschikow, der sich als Finanzspezialist und Kunstinvestor einen Namen gemacht hat, hat Aksjonow 70 Prozent der Viennafair übernommen.

Die Donaustadt Wien sei ein attraktiver Ort für russische Geldgeber, sagt Dmitri Aksjonow: "Wien ist schon aus historischer Sicht sehr anziehend für uns Russen. Wir waren stets sehr eng verbunden in der langen gemeinsamen osteuropäischen Geschichte. Als in den 1980er Jahren die erste große Emigrationswelle begann, haben die Russen in Wien den ersten Halt eingelegt. Auch als die russischen Geschäftsleute anfingen, im Ausland tätig zu sein, war Wien das erste Ziel. Die Stadt steht uns nahe, historisch, mental und physisch."

"Wir sind in erster Linie Geschäftsleute"

Die Kunstmesse Viennafair, die bisher schwerpunktmäßig auf Mittel- und Osteuropa ausgerichtet war, setzt nun den Akzent noch weiter östlich. Acht russische Galerien nehmen an der Messe teil und eine Spezial-Ausstellung zeigt Künstler aus Aserbeidschan, Georgien, Kasachstan und Weißrussland. Auch türkische Künstlerpositionen sind stärker präsent als bisher. Mit zahlreichen Veranstaltungen und Diskussionsforen will sich die Viennafair einem breiteren Publikum als bisher öffnen, etwa Studenten, sagt Kuratorin Christina Steinbrecher. Vor allem aber wolle man kaufkräftige Sammler an sich binden, zum Beispiel aus Russland.

Stichwort Kaufkraft: Die Geldgeber der Viennafair wollen diese zur Drehscheibe für Investitionen in zeitgenössische Kunst machen. Die sowohl den Kunstliebhabern, als auch den Messe-Inhabern Gewinn bringen, so Dmitri Aksjonow: "Natürlich ist es angenehm, sich mit Kunst zu beschäftigen, aber wir sind vor allem Geschäftsleute und schauen auf das Ergebnis. Wir wollen die Messe attraktiver machen, sowohl für die Teilnehmer als auch die Sponsoren. Es ist für uns ein erster Schritt, was Investitionen in die Kunstindustrie angeht, dem weitere folgen werden."

Kunst für die Mittelschicht

Die Frage, ob nun vor allem hochpreisige Blue-Chip Kunst auf der Messe angeboten wird, verneint Investor Aksjonow jedoch: "Wir wollen keine Oligarchen-Kunst zeigen, ganz im Gegenteil. Wir möchten Käufer der Mittelklasse ansprechen, weltweit, aber vor allem in Osteuropa und Russland. Wir leben in der Zeit des Internet, alles wird offener und leichter zugänglich für ein breites Publikum, auch der Kunstmarkt. Das wollen wir nützen"

Auf Zuspruch eines breiten Publikums hoffen auch die russischen Galerien auf der Viennafair. Der Moskauer Galerist Stas Uiba sieht die Messe als willkommenes Sprungbrett für zeitgenössische russische Künstler: "Es gibt unzählige hervorragende und vielversprechende junge Künstler in Russland, aber kaum jemand kennt sie. Die Viennafair ist eine gute Gelegenheit, dies zu ändern und russische Kunst auch außerhalb des Landes zu zeigen."

Die Kunstmesse Viennafair wird Donnerstag eröffnet und dauert bis zum 23. September.