Broschüre: Nazi-Devotionalien erkennen

Schluss mit Nazi-Devotionalien auf Flohmärkten - niemand soll mehr sagen können, dass er nicht Bescheid wusste. Das soll eine neue Broschüre bewirken, die das Mauthausen-Komitee nun herausgebracht hat.

Mittagsjournal, 2.11.2012

Keine Ausreden mehr

Seit Jahren ärgert sich Willi Mernyi vom Mauthausen-Komitee darüber, dass auf Flohmärkten Uniformen, Bücher oder sonstige Devotionalien aus der Nazi-Zeit angeboten werden und dass Standbetreiber immer wieder argumentieren, die Rechtslage nicht zu kennen. "Um diese Wissenlücke zuschließen, haben wir diese Broschüre erarbeitet. Jetzt kann man genau sehen, was ist erlaubt und was ist verboten. Ab jetzt gibt es keine Ausreden mehr", so Mernyi.

Die Broschüre erörtert die Rechtsgrundlagen - dass Standbesitzer, die Gegenstände mit NS-Symbolen anbieten, sich nach dem Abzeichengesetz strafbar machen. Dasselbe gilt für Druckwerke oder bildliche Darstellungen. Die Broschüre sei an alle professionellen Flohmarktbetreiber versandt worden, an den Städtebund, an die großen karitativen Organisationen, und sie stehe zum Download auf der Webseite des Mauthausen-Komitees.

Und auf einer A4-Seite sind 38 Symbole abgebildet - nicht alle mit riesengroßen Hakenkreuzen, aber man erkennt laut Willi Mernyi: Es handelt sich um ein Abzeichen aus der Nazi-Zeit. "Da wird oft absichtlich ganz blöd gestellt. Wo diese zwei Runen sind, ist das das Zeichen der SS. Und überall, wo ein Hakenkreuz oben ist, hinter einer Sonne, neben einer Sonne, verkehrt, wie auch immer - es ist ein verbotenes Zeichen einer verbrecherischen Organisation."

Fälschungen reichen auch

Seit Jahren ist das Problem laut Mauthausen-Komitee konstant. Neu ist, so Willi Mernyi, dass sich manche, die auf Flohmärkten NS-Devotionalien erstehen, auch mit Fälschungen zufriedengeben. "Es ist verschwommener, es ist angedeutet, das Hakenkreuz, aber auch eindeutig. Das ist halt, dass man Abend, wenn man fortgeht, ein bisserl prahlen kann damit, dass man da ein Hakenkreuzabzeichen hat."

Auch an Polizei

Die Broschüre geht übrigens auch an das Innenministerium. Denn Flohmarkt-Kunden, die sich an die Polizei wenden, werden dort oft nicht ernst genommen, kritisiert Willi Mernyi. Aber auch die Polizei müsse die rechtliche Handhabe voll ausnutzen. Die Polizei hat diese Kritik immer zurückgewiesen, den Händlern drohen laut Gesetz bis zu 700 Euro Strafe. Aber die Nachfrage ist nach wie vor groß, und manchmal werden für einschlägige Devotionalien hohe Liebhaberpreise bezahlt.