"Ohne Titel"

8. April 2017, 21:58

2005 wurde er mit dem "Lines on Paper" Award in Linz ausgezeichnet. Er arbeitet als Zeichner, Maler und Fotograf. "Die Zeichnung ist für mich vor allem ein Medium, das mir ermöglicht mich blitzschnell kurzzuschließen mit oft weit auseinander liegenden Wahrnehmungen und Erfahrungen, Realem wie Imaginärem, Gegenwärtigem wie Vergangenem - Bildanstößen unterschiedlichster Art." so Ziegler.

Die Reflexion historischer Positionen spielt für den Künstler eine große Rolle. In seinen Arbeiten spiegeln sich Werke unterschiedlichster Epochen und Herkunft. Doch seine Intention ist nicht das postmoderne Zitieren. Vielmehr geht es ihm um das Aufspüren präsenter, aktueller Bilder hinter diesen bekannten Werken.

So ist auch der hier präsentierte Linolschnitt ein Horchen auf ein zugleich fernes wie nahes Echo der Kunstgeschichte. Eingeschrieben in ein Netzwerk von Linien schwingt sich ein junger Mann elegant zur Seite. Der Linienraster, der die Figur umgibt, fixiert sie im Raum und fokussiert den Blick des Betrachters wie im Fadenkreuz auf das Zentrum der Darstellung. Ironisch überwindet der Künstler diese Strenge, indem der junge Mann ungeniert über die vertikale Mittellinie hinweg pisst.

Diese Darstellung eines jungen, nackten Mannes steht damit in der langen ikonografischen Tradition von Cupidos und Engeln in der Kunstgeschichte – von der römischen Antike bis zu Raffael und Giotto.

Dieser Linolschnitt ist in einer Auflage von 10 Stück (acht in blaugrau, zwei in grau)erhältlich und wurde 2012 eigens für die Ö1 Edition "Grafik des Monats" hergestellt. Er entwickelte sich aus einer Reihe von Zeichnungen die neben der Malerei und Fotografie das Zentrum der Arbeit des Künstlers bilden.