"Alceste"-Premiere an der Staatsoper
An der Wiener Staatsoper gab es gestern die erste Premiere dieser Saison: Mit Christoph Willibald Glucks Oper "Alceste" hat man da eine Rarität auf den Spielplan gespielt, in der es um Gattenliebe bis über den Tod hinaus geht. Das Staatsopernorchester wurde für diese Produktion vom Freiburger Barockorchester im Graben ersetzt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 13.11.2012
Glucks Oper beruht auf dem Drama "Alkestis" des Euripides. Die Französin Veronique Gens verkörpert sie auf der Bühne der Wiener Staatsoper mit großer Intensität. Der Amerikaner Joseph Kaiser ist ihr Gatte Admet, der ob ihres Opfers erzürnt. Beide wurden sie gestern vom Premierenpublikum stürmisch bejubelt.
Großen Applaus gab es auch für das Freiburger Barockorchester unter dem Dirigenten Ivor Bolton, der sonst ja dem Mozarteumorchester vorsteht. Hier wurde aufs Feinste musiziert und Gluck als aufregender, hochdramatischer Komponist präsentiert. Die Szene hat es da vergleichsweise schwerer, wenn der deutsche Regisseur Christoph Loy einige interessante Ideen anbietet.
Ein helles, hohes Zimmer mit einer Schiebewand ist der Einheitsort, in dem der Chor kindlich, spielerisch naiv um die beiden Protagonisten hüpft. Das ermüdet etwas im ersten Teil, auch spürt man wenig von der Liebe zwischen Admet und Alceste.
Nach der Pause bekommt die Inszenierung aber einen Zug, die Unterwelt ist ein Puppenkabinett, am Ende tut sich endlich das auf, von dem die ganze Zeit gesungen wird, der Abgrund, das schwarze Loch, der Tod.
Statt des von Herkules herbeigeführten Happy Ends verschwinden die Figuren zögerlich und ängstlich in ihm. Auch Regisseurs Christoph Loy wurde von ein paar zögerlichen Buhs vom Publikum mit Zustimmung bedacht. Viele hielten ihm wohl auch zugute, dass er der Musik den Vorrang ließ und sie war die Gewinnerin des Abends
Gluck als großer Opernreformer und Vorläufer Mozarts wird zwar immer wieder gewürdigt, aber selten aufgeführt. Derzeit sind zwei Opern von ihm im Wien zu erleben, die "Iphigenie in Tauris" im Theater an der Wien und jetzt die "Alceste" an der Staatsoper. Ist das vielleicht ein Anzeichen für eine Neubegegnung mit einem Komponisten, dem man aus dem Gips der musikalischen Konventionen befreien will? Ob es zu einer Renaissance des Komponisten kommt und er sich dauerhaft im Repertoire halten kann, das bleibt weiterhin eine Frage.