Ganztagsschule: Viele Details unklar

Seit gestern gibt es eine Annäherung der ÖVP an die SPÖ in Sachen Ganztagsschule. Die ÖVP will die Ausbaupläne von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) aber nur dann unterstützen, wenn sie die geplanten 160 Millionen Euro gerecht auf Städte und ländliche Regionen verteilt. Auch sonst sind Details unklar.

Morgenjournal, 13.11.2012

Zwei Lager, zwei Ideale

Das politisch formulierte bürgerliche Familienideal kennt die Halbtagsschule als Möglichkeit, dem Kind nachmittags neben Hausaufgaben auch noch ein Leben außerhalb der Schule frei von vorgeformten staatlichen, eben schulischen Einrichtungen und Zwängen zu bieten, ob in Sport- und Freizeitvereinen oder daheim auf dem Sofa. Wo das nicht möglich ist, sollen Tagesheimstätten die Kinder nachmittags betreuen, aber eben ohne Unterricht. Das ist die klassische Haltung der ÖVP und auch weiter Teile der FPÖ.

Dem gegenüber steht das linke Gesellschaftsmodell, das durchwegs arbeitende Elternteile voraussetzt, und eine staatliche (möglichst Gesamt-) Schule für alle, in der die Kinder nachmittags nicht nur aufbewahrt, sondern ganztägig unterrichtet werden. Soweit die SPÖ und die Grünen.

Details offen

Und nun: Die Realität des Jahres 2012 - arbeitende Eltern beiderlei Geschlechts, ob zu zweit oder alleinerziehend, haben großen Bedarf an ganztägigen Schulformen - ob mit oder ohne Nachmittagsunterricht. Und in deren Ausbau will Unterrichtsministerin Claudia Schmied nun insgesamt 160 Millionen Euro bis 2018 stecken. Die ÖVP will nicht zurückstehen, bindet ihre Zusage aber, weil sie ja auf ihre Klientel achten will, an eine Aufteilung der Mittel auf die Städte und die ländlichen Gebiete. So eine Zusage sagt freilich nichts über den Charakter dieser Ganztagsschule aus. Ob hier flächendeckend Unterricht auch am Nachmittag stattfinden wird, oder ob es nur um Aufbewahrung geht, das bleibt vorerst offen.