OECD: Euro-Krise bedroht Weltwirtschaft

Die Krise im Euroraum bleibt die größte Bedrohung für die Weltwirtschaft. Diese Einschätzung hat die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) heute in Paris bestätigt. Ihr neuester halbjährlicher Wirtschaftsausblick für die wichtigsten Industrienationen ist wenig optimistisch.

Mittagsjournal, 27.11.2012

Aus Paris,

Haltbare Lösung der Eurokrise gesucht

Der Grundton dieses 92. halbjährlichen Wirtschaftsausblicks der OECD ist durchweg pessimistisch. Nach fünf Jahren Krise schwächt sich die Weltwirtschaft abermals ab, so OECD-Chefökonom Padoan. Das Risiko einer erneuten Kontraktion könne gegenwärtig nicht ausgeschlossen werden. Der Euroraum befinde sich in einer Rezession, die US-Volkswirtschaft expandiere zwar, aber weniger stark als im früheren Jahresverlauf erwartet. Eine der wichtigsten Ursachen für die Verschlechterung der Aussichten sei der starke Einbruch des Vertrauens. Andreas Wörgötter von der OECD: "Dieser Wirtschaftsausblick steht im Zeichen der Eurokrise, der Risiken für die amerikanische Konjunktur und der allgemein etwas erlahmenden Dynamik in den Schwellenländern. Die Tendenz ist eindeutig schwächer. Wir sehen auch weitere Risiken für die Weltkonjunktur, und die Anforderungen an die Wirtschaftspolitik sind dementsprechend groß – also in erster Linie eine Lösung für die Eurokrise zu finden, die länger hält als ein paar Monate Optimismus."

Österreich ist besser dran

In Zahlen ausgedrückt wird laut Prognose der OECD für das Jahr 2013 die Wirtschaft im gesamten Euroraum um 0,1 Prozent schrumpfen, nach einem Minus von 0,5 Prozent im Jahr 2012. Für Österreich fällt - nach einem Stagnieren der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2012 - der Ausblick im Vergleich zur gesamten Euro-Zone relativ günstig aus: "Also Österreich schlägt sich eigentlich erstaunlich gut, es befindet sich nach wie vor in einem Windschatten Deutschlands, der sich positiv auswirkt und wir gehen auch davon aus, dass die Konjunktur in Österreich Mitte 2013 wieder anziehen wird." Allerdings musste die OECD gegenüber den letzten Prognosen von vor sechs Monaten das Wachstum in Österreich für 2013 deutlich nach unten korrigieren: anstatt 1,6 Prozent nur noch 0,8 rozent , im Jahr 2014 soll das Wachstum dann wieder um 1,8 Prozent anziehen.

"Intelligente Konsolidierung" gefordert

Auf die in Europa und darüber hinaus immer zahlreicheren Stimmen , die davor warnen, die von Deutschland verordnete strikte Sparpolitik treibe die Eurozone nur noch weiter in die Rezession , antwortet Andreas Wörgötter : "Es gibt keine Alternative zur Wiederherstellung nachhaltiger, öffentlicher Finanzen. Es gibt natürlich immer Auffassungsunterschiede, wie schnell das gehen muss. In einigen Ländern gibt es auch da keine Alternative, wenn die Finanzmärkte nicht mehr bereit sind, einen Staat zu finanzieren, dann kann der keine neuen Schulden machen. Das worauf es ankommt ist, eine intelligente Konsolidierung herbeizuführen, das heißt Fiskalkonsolidierung gekoppelt mit strukturellen Maßnahmen , die das Wachstum stützen und wenn möglich beschleunigen."

Mangel an glaubwürdigen Maßnahmen

Allgemein richten die OECD-Experten diesmal einen sehr deutlichen Appel an die Politik und schreiben: "Das mangelnde Vertrauen ist größtenteils eine Folge unzureichender und unwirksamer Reaktionen der Politik , und zwar sowohl von zu geringen kurzfristigen Maßnahmen und von fehlenden langfristigen Strategien, die glaubwürdig wären.