Brad Pitt in "Killing Them Softly"

Dass er Heldfiguren im Kino unfreundlich auseinandernehmen kann, hat der australische Regisseur Andrew Dominik schon mit seinem Western "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" bewiesen. Eine Haltung, die Dominik auch in seinem neuen Film "Killing Them Softly" weitertreibt. Diesmal im Visier: die Mafia, die unter anderem einen von Brad Pitt gespielten Killer anheuert.

Mittagsjournal, 28.11.2012

Dass er Heldfiguren im Kino unfreundlich auseinandernehmen kann, hat der australische Regisseur Andrew Dominik schon mit seinem Western "Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford" bewiesen. Eine Haltung, die Dominik auch in seinem neuen Film "Killing Them Softly" weitertreibt. Diesmal im Visier: die Mafia, die unter anderem einen von Brad Pitt gespielten Killer anheuert.

Wenn man einen Überfall auf eine Pokerrunde begeht, davonkommt und später damit prahlt, sich also als Täter outet, dann mag das nicht besonders geschickt sein. Doch ein Wäschereibesitzer in New Orleans will genau davon profitieren, plant also den gleichen Coup nochmals, denn nun gibt es ja den perfekten Verdächtigen.

Parallelen zur Finanzkrise

An der Oberfläche ist "Killing Them Softly" ein Mafiafilm mit den üblichen Ingredienzien: Raubzüge, körperbetonte Abrechnungen, bei denen kein Verbandskasten mehr hilft, Bosse im Hintergrund und Auftragskiller. Angesiedelt im Jahr 2008, zwischen Bush und Obama, markiert der Film auch den Beginn der Finanzkrise. Und genau hier zieht Regisseur Andrew Dominik den eigentlichen Stützpfeiler seines Films ein, sucht die Parallelen im Geist zwischen rohen Gangster-Ritualen und der Skrupellosigkeit der Finanzindustrie: Die Finanzkrise wäre ja auch "durch eine Spielermentalität ausgelöst worden", so der Australier Dominik. Und weiter: "Das Genre des Kriminalfilms ist das ehrlichste, weil es die US-Amerikaner so porträtiert, wie ich sie oft aus eigener Erfahrung kennenlerne, übrigens auch in Hollywood."

Dilettantismus und Selbstüberschätzung

Dominik bürstet das Personal seines Films gegen den Genre-Strich: Der vermeintlich eiskalte Profi-Killer huldigt vor allem dem Alkohol und Selbstmitleid, weil ihn seine Frau verlassen hat, das Überfallkommando ist besonders geschult in Dilettantismus und Selbstüberschätzung - auch wieder so ein Kommentar zur Finanzkrise -, die Hintermänner kassieren ab, bleiben aber im Dunkeln. Selbst Barack Obama, dessen Siegesrede 2008 und die Beschwörung der Einheit des Landes der Film zitiert, trifft auf selten ausgesprochene Wahrheiten: "Amerika ist kein Land, Amerika ist ein Business."

Unaufhörlicher Sarkasmus

Unaufhörlich schärft die B-Movie-Hommage "Killing Them Softly" ihren Sarkasmus, zertrümmert lustvoll die Verheißungen des amerikanischen Traums, egal ob Gangster oder Finanzkrisenopfer. Sanft sterben ist auf jeden Fall eine schmerzhafte Illusion.