Studie: Zu wenig Reformeifer in Österreich

Die Wirtschaft in der Eurozone erfüllt die Voraussetzungen, um demnächst wieder Fuss zu fassen. Das geht aus einer Studie des Brüsseler Think Tanks "Lisbon Council" und der deutschen Berenberg Bank hervor. Die Zuversicht begründet sich vor allem darauf, dass die Krisenländer wie Griechenland, Portugal und Spanien umstrukturiert haben. Österreich schneidet darin zwiespältig ab.

Morgenjournal, 30.11.2012

Positive Entwicklung

Europas Problemfälle holen bei der Wettbewerbsfähigkeit auf, geht aus der Studie des Lisbon Council hervor, die die europäische Wirtschaft auf ihre Dynamik untersucht. Das sei die wichtigste Voraussetzung für eine Erholung, sagt Studienautor Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Unsicherheiten in der Eurozone bleiben aber, mit Aufholbedarf vor allem in Frankreich. Auch wenn die unmittelbare Gefahr einer Finanzkrise dort gering sei, müsse Frankreich den Arbeitsmarkt reformieren, um international wettbewerbsfähig zu werden, so die Autoren.

Langfristige Bremsklötze

Langfristige Bremsklötze
Österreichs Wirtschaft ist demnach grundsätzlich gesund. Der Reformeifer lasse aber zu wünschen übrig, sagt Studienautor Schmieding. In den letzten Jahren sei in der österreichischen Wirtschaftspolitik "recht wenig in die richtige Richtung passiert". Die Studienautoren kritisieren den nach wie vor hohen Staatsanteil der österreichischen Wirtschaft, der die Dynamik bremse, und fordern trotz der europäischen Konsumschwäche Lohnzurückhaltung. Schwachstellen sehen sie auch in der niedrigen Geburtenrate trotz hoher Ausgaben für die Familienpolitik und den Schwierigkeiten für qualifizierte Ausländer bei der Integration. Das wirke sich zwar nicht unmittelbar auf die Wirtschaftskraft aus, könne aber langfristig zum Bremsklotz werden.