Dorf kämpft gegen Weltuntergangsflüchtlinge
Ein französisches Dorf am Fuße der Pyrenäen wird laut angeblicher Maja-Prophezeiung den Weltuntergang am 21. Dezember überleben. Dieses Dorf heißt Bugarach, und die 180 Einwohner sind überhaupt nicht erfreut. Nachdem Weltuntergangsflüchtlinge aus aller Welt das Dorf stürmen, haben sie ihr Gebiet zum Sperrgebiet erklären lassen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 4.12.2012
Unbezahlbare Werbung
Beim Gemeindeamt von Bugarach erkundigen sich täglich Anrufer ob es noch Hotelzimmer für den Weltuntergang gibt. Seit zwei Jahren gibt es dieses hartnäckige Gerücht: Einer Maya Prophezeiung zufolge soll das Dorf Bugarach vom Weltuntergang am 21. Dezember verschont bleiben. Für Bürgermeister Jean Pierre Delors war es eine unbezahlbare Werbekampagne: "Die Werbung, wie wir sie die letzten zwei Jahre hatten, würde mich ein Vermögen kosten. Unser Ziel ist erreicht. Die Menschen in dieser Kleinregion haben wieder Arbeit."
Verrückte als Attraktion
Denn es kommen immer mehr Touristen, von UFO-Beobachtern bis Weltuntergangssekten, aber auch einfach Neugierige, wie eine belgische Familie - Eltern und Kinder tragen sicherheitshalber Helme aus Stanniolpapier, um sich vor eventueller Strahlung zu schützen: "Wir sind hergekommen, weil man hier viele Verrückte sieht. Das wollten wir den Kindern zeigen. Man muss ja verrückt sein, wenn man an so etwas glaubt."
Anfangs hat man sich darauf eingestellt. Das Dorfrestaurant hat hunderte Flaschen Wein umgefüllt und neu etikettiert. "Cuvée bugarache" heißt jetzt der südfranzösische Landwein. Jerome wird am 21. eine Pommesfritte-Bude aufstellen: "Bevor sie gehen, lassen sie mir dann wenigstens ihr Geld da."
Begeisterung schwindet
Doch je mehr Touristen kommen, desto weniger sind die 180 Einwohner begeistert. Der Tourismusverantwortliche glaubt nicht, dass die Infrastruktur des Dorfes den Ansturm am 21. Dezember aushalten wird. "Angeblich werden bis zu 30.000 Menschen kommen. Wir wüssten nicht wohin mit ihnen."
Der Dorfschmied Emile will sie alle wegschicken: "Wer war bloß der Illuminierte, der gesagt hat dieses Dorf, und nicht ein anderes verschont wird. Warum schickt man nicht die geistesgestörten nach Lourdes."
Sperrzone eingerichtet
Bürgermeister Delors hat die Notbremse gezogen und hat sich an Regierung in Paris gewandt: "Sollten am 21. wirklich fünf-, zehn- oder zwanzigtausend Menschen hier auftauchen, dann wissen wir nicht, was wir mit ihnen anfangen sollen, das ist dann Anarchie." Paris hat schnell reagiert: In einem Zehnkilometerumkreis wurde Bugarach zur Sperrzone erklärt. Hundert Gendarmen werden drei Tage vor und drei Tage nach dem 21. Dezember dafür sorgen, dass nur die Bewohner das Gebiet betreten können. Bugarach ist erleichtert, doch jetzt befürchten einige Bewohner, sollte die Welt wirklich untergehen, könnte es für sie sehr einsam werden.