Rot-Weiß-Rot-Card: Kritik an Integrationshürden
Gute Idee, aber schlechte Umsetzung - das ist der Befund des Integrationsexperten Heinz Fassmann zur Rot-Weiß-Rot-Card. Diese Karte ermöglicht Hochqualifizierten und Schlüsselkräften aus nicht-EU-Ländern seit 1. Juli 2011, in Österreich legal zu arbeiten. Fassman verlangt, dass die Kritierien für die Zuerkennung einer Rot-Weiß-Rot-Card gelockert werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.12.2012
Unterscheidung "nicht gerechtfertigt"
Derzeit kann jemand, der nur ein Bachelor-Studium absolviert hat, keine Rot-Weiß-Rot-Card beantragen. Denn Voraussetzung für die Zuerkennung ist unter anderem ein abgeschlossenes Master- oder Diplomstudium. Diese Unterscheidung ist für Heinz Fassmann, Integrationsexperte und Vizerektor der Universität Wien, nicht gerechtfertigt: "Wir bilden Menschen aus, mit Hilfe der österreichischen Steuerzahler, und am Ende der Ausbildung sagen wir häufiger als andere Staaten: Bitte wieder zurück."
"Symbolhafte Wirkung"
Nur 16 Prozent der Studierenden aus Drittstaaten blieben nach Abschluss ihres Studiums in Österreich, so Fassmann. In Deutschland seien es 25 Prozent. "Wir denken daher, dass die Ausweitung der Rot-Weiß-Rot-Card auf Bachelor-Abschlüsse absolut sinnvoll, berechtigt und auch legitim ist", so Fassmann. Wie viele dann zusätzlich zu einer Rot-Weiß-Rot-Card kämen, kann Fassmann nicht genau sagen. Österreichweit, schätzt er, gibt es jährlich etwa 800 Bachelor-Absolventinnen und Absolventen aus Drittstaaten. "Die Zahl ist klein, aber es hat eher symbolhafte Wirkung." Akademische Abschlüsse sollten nicht unterschiedlich behandelt werden. Im ersten Jahr haben übrigens nur rund 200 ausländische Akademikerinnen und Akademiker eine Rot-Weiß-Rot-Karte beantragt.
Außerdem kritisiert Fassmann, dass die Rot-Weiß-Rot-Card nur dann vergeben wird, wenn die betreffende Person vollzeitbeschäftigt ist. Damit seien Universitätsassistentinnen und -assistenten von der Karte ausgeschlossen, denn die hätten an der Uni Wien nur eine 75-Prozent-Anstellung.
Regierung uneins
Änderungen bei der Rot-Weiß-Rot-Card hat auch schon Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) gefordert. Im Sommer hat er verlangt, dass ein Bachelor-Studium als akademische Ausbildung ausreichen müsse. Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) lehnt das aber nach wie vor mit der Begründung ab, dass es auch innerhalb der EU einen hoch qualifizierten Arbeitsmarkt gebe, der zuerst ausgeschöpft werden solle.