Vergewaltigungsopfer tot: Neue Proteste

Trauer und Wut herrschen in großen Teilen der indischen Bevölkerung nach dem Tod einer 23jährigen. Die Medizin-Studentin hat zwei Wochen ums Überleben gekämpft, nachdem sie von mehreren Männern in einem Bus vergewaltigt worden war. Ihr Fall hat in Indien zu Massenprotesten geführt, nun muss die Regierung Ausschreitungen befürchten.

Mittagsjournal, 29.12.2012

Ruf nach Wandel

In Indiens Hauptstadt Neu Delhi sind heute viele Stadtteile abgeriegelt, zahlreiche U-Bahnstationen geschlossen. Tausende Sicherheitskräfte sollen dafür sorgen, dass es heute zu keinen gewaltsamen Protesten kommt. Denn heute Nacht ist die 23-jährige Nirbhaya ihren schweren Verletzungen erlegen. Sie war vor knapp zwei Wochen in einem Bus von einer Gruppe von Männern brutal vergewaltigt und niedergeschlagen worden. "Es ist der schlimmste Fall den wir je hatten, das ist wirklich ein trauriger Moment für unser Land", sagt Ranjana Kumari, die ein Zentrum für Sozialstudien leitet. "Wir brauchen Verbesserungen bei der Polizei, bei den Gerichten, mehr Sicherheit für Frauen und vor allem auch einen Wandel in der Einstellung zu Frauen", fasst Kumari die Forderungen zusammen, die in den letzten Wochen auch vehement in den Straßen eingefordert wurden.

Unmut in der Bevölkerung

Obwohl die indische Regierung Massendemonstrationen heute verhindern will, haben sich bereits tausende Menschen zu Demonstrationen versammelt. "Nein bitte, das muss aufhören, wir wollen eine bessere Zukunft und Veränderung", so die Botschaft einer jungen Demonstrantin. Oft wenn wir sehen, dass was passiert, schweigen wir. Wir sollten nicht schweigen, sondern zusammenstehen", sagt ein junger Mann. "Das Problem ist, dass die Regierung den Frauen keine Sicherheit bietet. Wenn sie uns hindern zu demonstrieren, werden wir noch wütender demonstrieren", ärgert sich eine Frau.

Konsequenzen für Täter

Der indische Premierminister Manmohan Singh sprach der Familie des Vergewaltigungsopfers heute sein tiefstes Beileid aus: "Es liegt nun an uns sicherzustellen, dass ihr Tod nicht umsonst war", sagte Manmohan Singh. Und der indische Vizeinnenminister Ratanjit Pratap Narain Singh versprach, dass die Täter möglichst schnell, möglichst hart bestraft werden. "Die Regierung werde Überstunden machen, um Gesetze und Maßnahmen zu setzten. die dafür sorgen, dass niemand mehr ein derartiges Trauma erleben muss", verspricht der indische Vizeinnenminister.

Am 3. Jänner sollen die ersten Anhörungen vor Gericht beginnen. Sechs Männer wurden im Fall Nirbhaya verhaftet, ihnen droht nun die Todesstrafe. Normalerweise dauern solche Prozesse in Indien bis zu neun Jahre, diesmal werden die Abläufe durch den Druck der Straße beschleunigt.