Film "Der Fall Wilhelm Reich"
In Antonin Svobodas Filmbiografie "The strange case of Wilhelm Reich" spielt Klaus Maria Brandauer den Arzt und Forscher Wilhelm Reich. Der Film wurde bereits im Herbst bei der Viennale präsentiert und läuft nun in den heimischen Kinos an.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 15.1.2013
Der einstigen Freud-Schüler Wilhelm Reich wurde später von seinem Lehrer wieder aus der Wiener Psychoanalytischen Gesellschaft ausgeschlossen, musste vor den Nationalsozialisten in die USA flüchten und wurde dort wegen seiner Forschung - seinen Theorien über Sexualität und Lebensenergie - aber auch wegen seiner Nähe zum Kommunismus in der McCarthy Ära abgelehnt und verfolgt.
Antonin Svoboda legt in seinem Film den Fokus auf die letzten Jahre Reichs in den USA, zeigt den Arzt und Forscher als einen Getriebenen, einen ewigen Querdenker. Kompromisslos und unberechenbar.
In Europa seien seine Bücher verbrannt worden, weil er Jude sei, in den USA wegen seiner Nähe zum Kommunismus. Wer hier krank sei, fragt Reich dann im Gefängnis, wo er 1957 verstorben ist - er selbst oder die Gesellschaft.
In diesen seinen letzten Jahren war Reich, der Wissenschaftler, bereits als verrückt abgestempelt und politisch in die Enge getrieben. Trotz aller Ablehnung ging er aber seinen Weg unbeirrt weiter. Gerade das habe ihn an der Figur Wilhelm Reich fasziniert, so Regisseur Antonin Svoboda. Und Svoboda zeigt Reich sodann als einen Verfolgten - als Zielscheibe der Gesundheitsbehörde nach seiner Kritik an der Atomforschung, als Opfer politischer Intrigen, und enttäuscht nach der Ablehnung durch Albert Einstein.
Diese Darstellung brachte Svoboda die Kritik ein, sich der Figur Wilhelm Reich zu einseitig und ohne nötige Distanz genähert zu haben. Der Filmemacher dazu: "Der Filmemacher darf zusätzlich zur Biografie eine eigene Vision entwickeln: Wie wäre das, wenn man Reich verstehen würde?".
Und so legt Svoboda den Fokus auf die Person Reich in all ihrer Unberechenbarkeit und Ambivalenz, zwischen Genie und Wahnsinn, gespielt von Klaus Maria Brandauer. Julia Jentsch verkörpert die Tochter Reichs, und Birgit Minichmayr spielt eine Assistentin, die mit den Behörden zusammenarbeitet, und Reich ausspioniert.
Gedreht wurde "The strange case of Wilhelm Reich" in Österreich und Spanien - und trotz der zahlreichen deutschsprachigen Hauptdarsteller - in englischer Sprache.
Antonin Svoboda, der mit "Wer hat Angst vor Wilhelm Reich" 2009 bereits einen Dokumentarfilm über Reich realisiert hat, ist mit "The strange case of Wilhelm Reich" nun ein vielschichtiger und faszinierender Portraitfilm gelungen.
Textfassung: Joseph Schimmer