Spielbergs "Lincoln"

Zu Beginn des Jahres 1865 tobte nicht nur der Sezessionskrieg zwischen den Süd- und Nordstaaten der USA, sondern auch ein heftiger Streit rund um die Abschaffung der Sklaverei durch den 13. Zusatzartikel zur Verfassung. Genau darum geht es in Steven Spielbergs Film "Lincoln", wobei Spielberg weder ein episches Historiendrama, noch eine klassische Präsidentenbiografie im Sinn hat.

"Lincoln" gilt als einer der Verlierer der Golden-Globe-Verleihung, bei sieben Nominierungen erhielt nur Daniel Day-Lewis einen Golden Globe. Trotzdem gilt der Film mit zwölf Nominierungen als einer der Favoriten bei der Oscar-Verleihung im Februar.

Mittagsjournal, 19.1.2013

  • Lincoln in seinem Arbeitszimmer

    (c) 20th Century Fox

  • Politikerrunde

    (c) 20th Century Fox

  • Lincoln in seinem Arbeitszimmer

    (c) 20th Century Fox

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"Weder Sklaverei noch Zwangsarbeit, ausgenommen als Strafe für ein Verbrechen aufgrund eines rechtmäßigen Urteils, sollen in den Vereinigten Staaten von Amerika und allen Orten, die ihrer Rechtsprechung unterliegen, existieren." So lautet der 13. Zusatzartikel zur Verfassung der USA, mit dem 1865 die Sklaverei abgeschafft wurde. Doch bis es soweit war, hatte die treibende Kraft dahinter, Präsident Abraham Lincoln (Daniel Day-Lewis) einen nervenaufreibenden Polit-Marathon zu absolvieren.

Ironie der Geschichte

Regisseur Steven Spielberg greift dieses richtungsweisende Stück amerikanischer Geschichte in seinem Film "Lincoln" auf, verschränkt einen parlamentarischen Prozess mit einem Charakterporträt. Er habe sich vor allem auf das politische Geschick Lincolns konzentriert, so Spielberg. Ironie der Geschichte: Die Republikaner, denen Lincoln angehörte, waren damals die fortschrittlichen Kräfte, die Demokraten die Bremser. Doch auch innerhalb der eigenen Reihen waren radikale Vertreter der Sklavenbefreiung wie der von Tommy Lee Jones gespielte Republikaner Thaddeus Stevens nicht immer hilfreich.

Lincolns Zwickmühle

Steven Spielbergs Film verzichtet fast komplett auf jene Action-Szenen, die der zur gleichen Zeit tobende Bürgerkrieg ermöglichte hätte, konzentriert sich ganz auf die Debatte, dreht fast ausschließlich in Innenräumen und unterstreicht durch diffuse Lichtverhältnisse die Unklarheit der politischen Entscheidung. Dabei ist Lincoln gehörig in einer Zwickmühle, einerseits den Krieg gegen die Südstaaten unbedingt beenden zu wollen, andererseits deren Bedingungen - Beibehaltung der Sklaverei - nicht akzeptieren zu können.

Ehemann, Familienvater, Bildungsbürger

"Natürlich ist Lincoln auch für die Gegenwart wichtig, als anschauliches Beispiel politischer Führung", meint Steven Spielberg, der Lincolns geschicktes Taktieren bewundert, aber auch auf seine Skrupellosigkeit bei der Dursetzung seiner Interessen nicht vergisst. Politik als Tauschgeschäft - noch so ein Wink an die Gegenwart.

Spielbergs Film zeichnet sich durch seinen Facettenreichtum aus. Das Eintauchen in die politische Tätigkeit erhellt die Privatperson, den Ehemann, den Familienvater und den Bildungsbürger. Dass Lincoln auf seine Weise ein Held war und damit auch eine geeignete Kinofigur ist, daran lässt Spielberg keinen Zweifel.

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