Maria Schaumayer (81) tot
Die ehemalige Nationalbank-Präsidentin Maria Schaumayer ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Schaumayer war die erste Frau an der Spitze der Nationalbank und zuletzt, von 2000 bis 2005, Regierungsbeauftragte für die NS-Zwangsarbeiterentschädigung. Sie ist heute früh in ihrer Wiener Wohnung unerwartet verstorben.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 23.1.2013
Über Parteigrenzen hinweg
Maria Schaumayer gelangte nicht nur in Politik und Wirtschaft zu großer Anerkennung, sondern auch über die Parteigrenzen hinweg. Im Mai 2006 wurde sie als erste Frau überhaupt zum Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ernannt. Ihre Tätigkeit als Regierungsbeauftragte für die NS-Zwangsarbeiterentschädigung brachte ihr auch internationales Ansehen.
Engagement für Frauenkarrieren
Schaumayer förderte während des Berufs wie auch nach ihrer Pensionierung Karrieren von Frauen. Sie gründete 1991 als Notenbankchefin die Dr. Maria Schaumayer - Stiftung zur Förderung von Frauen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Sie vergibt zweimal im Jahr Förderungen für herausragende wissenschaftliche Arbeit von Frauen.
Der "Kampf mit der Hellebarde" sei nie ihrer gewesen, sie habe vielmehr auf Partnerschaft gesetzt, sagte sie einst in einem Interview. Patentrezept für Frauen habe sie nicht, aber es gelte: "Ausschau halten nach Möglichkeiten und sich, wenn man qualifiziert ist, mit großem Selbstbewusstsein bewerben." Es habe sich auch viel gebessert im ehemaligen "Macholand Österreich". Freilich sei "noch viel zu tun. Machos sind wie die Inflation. Sie kommen immer wieder".
Wiener ÖVP-Laufbahn
Schaumayer wurde am 7. Oktober 1931 in Graz geboren. Nach der Matura in Fürstenfeld studierte sie in Wien an der Hochschule für Welthandel, der heutigen Wirtschaftsuniversität. Nach dem "Diplomkaufmann" setzte sie ihr Wirtschaftsstudium in Innsbruck bis zum Doktorat fort. In Folge führte sie ihr erster Job 1954 in die Creditanstalt.
Von dort wechselte sie 1965 in die Wiener Stadtpolitik. Zunächst war sie von 1965 bis 1969 für die ÖVP als amtsführende Stadträtin für die Städtischen Unternehmungen zuständig. Bis 1973 war sie Sprecherin der ÖVP-Fraktion in der Wiener Landesregierung sowie amtsführende Stadträtin für baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten.
Aufstieg in der Wirtschaft
Anschließend ging Schaumayer wieder in die Wirtschaft zurück. Sie zog in den Vorstand der Kommunalkredit AG ein, wo sie für Kreditgeschäft, Rechnungswesen und Bilanz zuständig war. Im Oktober 1978 wurde sie als Gemeinderätin und Landtagsabgeordnete für Wien wiedergewählt und neuerlich in den Vorstand der Kommunalkredit bestellt. Von dort wechselte sie 1982 in den Vorstand der jetzigen OMV, zuständig für Finanzen. 1990 kam dann der Höhepunkt in der Wirtschafts-Karriere mit der Berufung an die Spitze der Nationalbank. Dieses Amt hatte sie fünf Jahre inne.