Skandal um Monte dei Paschi di Siena
Der Skandal um die älteste Bank der Welt, die Monte dei Paschi di Siena, hält Gerichte und Politik in Italien in Atem. Gegen die Bank mit Nähe zur Demokratischen Partei wird wegen Betrugs ermittelt. Und das zieht nicht nur immer weitere Kreise, es spielt auch in den Wahlkampf hinein. Auch eine Verstaatlichung des Institutes könnte möglich sein.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 31.1.2013
Ermittlungen gegen früheres Management
Die Justizermittlungen im Skandal um die italienische Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) weiten sich aus. Die Staatsanwaltschaft von Siena hat Ermittlungen gegen das gesamte ehemalige Management der toskanischen Bank unter der Leitung des Ex-Präsidenten Giuseppe Mussari gestartet. Die Untersuchungen würden jedoch nicht das jetzige Management mit Präsidenten Alessandro Profumo betreffen, teilte Staatsanwalt Tito Salerno in Siena mit. Die Staatsanwaltschaft der toskanischen Stadt, der Heimat der Krisenbank, geht dem Vorwurf von Korruption und Betrug nach.
Nach Angaben der römischen Tageszeitung "La Repubblica" könnte die Staatsanwaltschaft von Siena die Einfrierung von Besitztümer der Bank im Wert von 1,2 Mrd. Euro beschließen. Damit sollten Aktionäre der Bank geschützt werden.
Vorwürfe gegen Aufsicht
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft der süditalienischen Stadt Trani Ermittlungen gegen Italiens Notenbank und die Börsenaufsichtsbehörde Consob in Zusammenhang mit dem Skandal um das Geldhaus in die Wege geleitet. Die Untersuchung wurde aufgrund einer Anzeige des Konsumentenschutzverbands Adusbef aufgenommen, berichteten italienische Medien. Die Notenbank und Consob werden unter anderem beschuldigt, ihren Aufsichtsverpflichtungen nicht nachgekommen zu sein. Sie hätten die intransparenten Derivatengeschäfte der Bank nicht geprüft. Die Notenbank erwiderte, sie habe bereits Ende 2009 intensiv unter die Lupe genommen. Allerdings soll die Zentralbank erst im Mai 2012 angefangen haben, Sanktionen gegen das Top-Management zu verhängen.
Auch internationale Ratingagenturen nehmen Monte dei Paschi ins Visier. Moody's überprüft eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Geldhauses, teilte die Ratingagentur in einer Presseaussendung mit.
Beruhigungsversuche
Die Regierung versucht zu beschwichtigen. Der italienische Wirtschaftsminister Vittorio Grilli versicherte im römischen Parlament, dass Italiens Bankensystem solide sei: "Unsere Banken haben einmalige Fähigkeiten bewiesen. Rettungsaktionen sind nicht nötig. Man darf keine Zweifel über die Solidität des Systems aufkommen lassen. Der Fall Monte Paschi ändert daran nichts", versicherte der Minister.
Monte dei Paschi hat durch komplexe Derivategeschäfte Verluste von etwa 720 Mio. Euro angehäuft. Im Fokus steht zudem der neun Mrd. Euro schwere Kauf des Rivalen Banca Antonveneta 2007 - kurz vor Ausbruch der Finanzkrise. Der Preis gilt als deutlich zu hoch. Die Zukunft der vom Staat gestützten Bank ist ungewiss. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen auch wegen des Verdachts einer kriminellen Vereinigung. (Text: APA, Red.)