Wein als Krisenvorsorge: Lieber trinken
In der Krise hoffen Manche auf weniger Risiko und mehr Gewinn mit alternativen Anlagen wie Wein oder Kunst. Aus einer Bilanz der französischen Finanzmarktaufsicht geht jetzt hervor, dass die Anleger bei diesen Alternativ-Produkten keineswegs mehr Gewinn als mit Aktien erwirtschaftet haben, im Gegenteil: Viele sind Betrügern aufgesessen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 9.2.2013
Guter Beginn
Vor zwei Jahren waren Investitionen in französische Spitzenweine der Renner schlechthin. Firmen schossen aus dem Boden, die ganze Weinportfolios anboten, inklusive Lagerung und Versicherung. Ziel war hauptsächlich der chinesische Markt. Wohlklingende Weine wie Chateau Margaux oder Cheval blanc wurden ab Hof gekauft, gelagert und dann mit Gewinn wiederverkauft. Renditen über 20 Prozent waren laut Werbebroschüren keine Seltenheit.
Der junge Arzt Florent hatte vor zwei Jahren drei Prozent seines Kapitals an der Börse verloren und sich daraufhin entschlossen, 10.000 Euro in einen Weinkeller zu investieren: "In wenigen Wochen hatte ich drei Prozent gewonnen, doch dann ist der Preis der Weine um acht Prozent gefallen. Und er ist so viele Monate geblieben. Dann vor ein paar Wochen ist er wieder um sieben Prozent gestiegen. Ich bin zwar jetzt leicht im Plus, aber es werden jetzt Lagerungsspesen abgezogen, Versicherungskosten. Also steige ich ungefähr mit null Gewinn aus."
Florent sieht das Problem darin, dass man keine Kontrolle über das Produkt hat: "Ich kann nicht verkaufen wann ich will, muss auf Auktionen warten. Dann habe ich keine Kontrolle über die Zusatzspesen. Hätte ich das Geld auf ein Sparbuch gegeben, wäre ich besser ausgestiegen."
Ähnlich denkt Guy, er wollte moderner Kunst 16 Prozent pro Jahr verdienen, so stand es zumindest im Prospekt. Doch das war zu schön um wahr zu sein: "Ich habe 55.000 Euro verloren, doch andere viel mehr. Einer sogar 600.000. Wenn man so viel Geld verliert, kann man depressiv werden. Wir haben geklagt, und hoffen ein wenig des Geldes zurückzubekommen." Sie haben Glück im Unglück, die Investmentfirma hat wirklich dubiose Geschäfte gemacht. Die Verantwortlichen stehen vor Gericht. Dies sind nur wenige Beispiele unter vielen.
Warnung vor Illusionen
Nathalie Lemaire, die Leiterin der Abteilung für Privatinvestitionen der französischen Finanzmarktaufsicht AMF mahnt die Privatanleger zur Vorsicht: "Eine hohe Rendite bedeutet immer auch hohes Risiko. Es ist illusorisch zu glauben, dass es eine hohe Rendite mit minimalen Risiko geben kann.
Da es in den letzten Jahren immer mehr schwarze Schafe unter den Anbietern gegeben hat, hat das AMF eine Fragenkatalog zusammengestellt, damit die Inverstoren mehr Sicherheit haben: "Das Hauptproblem ist, dass Produkte wie Wein oder Kunst nicht der Finanzmarktaufsicht unterstehen. Wenn man sich betrogen oder falsch informiert fühlt, kann man sich nur an den Konsumentenschutz wenden."
Die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA mahnt ebenfalls zur Vorsicht bei solchen Investitionen. Doch gibt es hierzulande keinen Anlass, eine offizielle Warnung auszugeben. Denn diese Art der Alternativinvestitionen wird in Österreich kaum getätigt.