"Fidelio" im Theater an der Wien

Am 17. März findet im Theater an der Wien die Premiere einer Neuinszenierung von Beethovens "Fidelio" statt. Zum ersten Mal in seinem Leben inszeniert Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger eine Oper. Von Dirigent Nikolaus Harnoncourt darf man erwarten, dass er mit "alteingebürgerten" Hörgewohnheiten ordentlich aufräumt. Gestern sprachen die beiden erstmals über ihre Produktion.

Morgenjournal, 6.3.2013

Für Probenausschnitte ist es leider noch zu früh, denn gestern trafen Orchester und Sänger erstmals aufeinander - ein Moment den alle Beteiligten begreiflicher Weise nicht veröffentlicht wissen wollten, denn die musikalische Umsetzung entscheidet sich so von den alteingesessenen Hörgewohnheiten, dass auch beim Ensemble ein Umdenkprozess erfolgen muss.

Da gibt es Stellen die man in eindrucksvollem Fortissimo kennt und nun im Piano hören wird, weil es Beethoven so gewollt hat, da ist die gesamte Sängerriege durchgehend "leichter" besetzt als gewohnt und da sitzen die Musiker des Concentus Musicus, der ja bekanntlich auf Originalinstrumenten spielt, im Orchestergraben, was auch für Nikolaus Harnoncourt eine Novität ist, die er bewusst über Jahre hinausgezögert hat, weil er der Meinung war, dass das eine sehr große Herausforderung für Ensemble und Publikum sei. Er sei vielmehr bislang der der Meinung gewesen, so Harnoncourt, dass das Werk auch mit modernem Orchester vermittelbar sein sollte, nun habe er seine Meinung revidiert.

Man muss den Klang der acht verschiedenen Hörner akzeptieren und verstehen - dazu hat Nikolaus Harnoncourt übrigens einen Artikel geschrieben, den man vor Vorstellungsbeginn vielleicht lesen sollte.

Viel diskutiert wird "Fidelio" ja seit Jahrzenten ob seiner Instrumentalisierung - nicht nur durch die Nazis - zur Freiheitsoper. Damit soll aufgeräumt werden, meint Herbert Föttinger, für den es um Utopien gehe, über denen die Liebe throne. Nicht das aufgeklärte Regierungskonzept stehe im Zentrum seiner Inszenierung, sondern eine moralische Vision.

Realisiert wird die dritte und letzte Fassung Beethovens aus dem Jahr 1814, übrigens die einzige, die nicht im Theater an der Wien, sondern im damaligen Kärntnertortheater uraufgeführt wurde. Die anderen Fassungen kommen für Nikolaus Harnoncourt "überhaupt nicht in Frage". Wenn ein Komponist etwas verwerfe, sei es eben verworfen.

Zu hören ist "Fidelio" - auch da muss sich das Publikum umgewöhnen - ohne die sonst eingeschobene 3. Leonoren-Ouvertüre. Auch da waren sich beide Herren einig.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Theater an der Wien ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Theater an der Wien - Fidelio

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