Zypern: Sparer-Aufstand gegen Rettungspaket
Auf Zypern sind die Menschen empört über die jüngsten EU-Beschlüsse. Jeder Bankkunde muss bis zu zehn Prozent Zwangsabgabe bezahlen, um Geldinstitute und Staat vor der Pleite zu bewahren. Heute wird das zypriotische Parlament über das EU-Rettungspaket abstimmen. Gestern Abend hat Präsident Anastasiades in einer Fernsehansprache die Bevölkerung auf harte Zeiten eingestimmt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 18.3.2013
(c) CHRISTODOULOU, EPA
Umstrittene Zwangsabgabe
Mit großer Unsicherheit beginnt für die Bürger Zyperns die Woche: Das Parlament soll im Laufe des Tages über das europäische Rettungspaket für das Land abstimmen. Besonders strittig ist dabei die geplante Zwangsabgabe aller Kontoinhaber in Zypern, die dadurch an der Bankenrettung beteiligt werden sollen. Dieser Plan hat bei den Zyprioten für Proteste und an den Finanzmärkten für starke Verunsicherung gesorgt. Dort wird ein massiver Vertrauensverlust der Bankkunden befürchtet und ein Kapitalabfluss aus anderen europäischen Problemländern.
Präsident verteidigt Maßnahmen
Zyperns Präsident Nicos Anastasiades warb am Sonntag für das Rettungspaket. Er habe die Zwangsabgabe im Gegenzug für die internationale Hilfe akzeptieren müssen, da ansonsten dem Staat die Pleite gedroht hätte. Zugleich bemühte sich die Regierung angesichts der massiven Proteste um eine Änderung der Rettungsvereinbarung in letzter Minute.
Umschichtungen möglich
Wie eine den Beratungen nahestehende Person der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag berichtete, führte die Regierung in Nikosia Gespräche mit den Geldgebern, um die Höhe der Sondersteuer zu verändern. Bei den Verhandlungen gehe es um die Möglichkeit, Konten mit weniger als 100.000 Euro nur mit 3,0 statt wie geplant mit 6,7 Prozent zu belasten. Zum Ausgleich solle die Belastung für größere Guthaben auf 12,5 Prozent von den bisher vereinbarten 9,9 Prozent steigen, hieß es weiter.
Außerdem schlug der Präsident vor, die von der Zwangsabgabe betroffenen Bankkunden sollten mit Aktien der Banken entschädigt werden. Diese Anteilsscheine seien durch zukünftige Einnahmen aus dem Verkauf von Erdgas garantiert, erklärte er in einer Fernsehansprache. (Text: APA, Red.)