1963 - Fernsehgerät

Wir schreiben das Jahr 1963, sitzen zurückgelehnt auf einem Fauteuil und starren gebannt auf einen nagelneuen Fernsehempfänger der Marke Philips "Elysee". Nur etwas mehr als einen halben Meter breit ist unsere holzverkleidete Neuanschaffung, wiegt dabei aber stolze 31 Kilogramm.

Revolutionär ist die Technik, denn eine erstmals angewendete Automatik verkürzt die bisher langwierige und lästige Anheizzeit des Geräts auf wenige Sekunden. Das Einstellen der Bildqualität war bei den damaligen Fernsehgeräten ein Geduldspiel. Feinfühlig musste vor jeder Inbetriebnahme die Antenne neu ausgerichtet werden und die Hersteller empfahlen eine Mindestdistanz zum Gerät, damit die einzelnen Bildzeilen nicht sichtbar waren.

Fernseher

(c) Technisches Museum Wien

Aber nicht nur die Fernsehtechnik, auch der österreichische Rundfunk steckte damals noch in den Kinderschuhen. Erst im August 1955 hatte das Fernsehen in einem Klassenzimmer in Meidling seinen Probebetrieb aufgenommen. Neben kulturellen Großveranstaltungen waren es vor allem Sportübertragungen, mit denen man über das Fernsehen eine neue österreichische Nationalidentität pflegte. Alle wollten damals mit dabei sein, wenn Karl Schranz und Toni Sailer auf Medaillenjagd gingen. Weil der Preis für einen Fernseher damals aber ein halbes Jahresgehalt ausmachte, war das nur Wenigen möglich.

Die Politik erkannte rasch, wie wichtig das neue Medium war, um die Bevölkerung zu erreichen und zu beeinflussen. Als Folge teilten sich die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP den ORF auf und besetzten die wichtigen Stellen einfach doppelt. Die Ausweitung des Fernsehens ging rasant vor sich. Waren es 1959 noch 50.000 Fernsehteilnehmer, so zählte man 1963 schon 400.000. Diesen Siegeszug mitgemacht hat vor allem das Kabarett. Mithilfe des Fernsehens drang die scharfzüngige Gesellschaftskritik aus den Kellertheatern hinaus und fand Eingang in die Wohnzimmer.