Ende der Diskretion: Steueroasen enthüllt

Die Datenmenge stellt Wikileaks in den Schatten: Eine Computer-Festplatte mit zweieinhalb Millionen vertraulichen Dokumenten enthüllt nun die geheimen Geschäfte in Steueroasen. Ein weltweiter Journalistenverbund hat die Informationen ausgewertet und spricht von einem Netzwerk, um Geld an den Behörden vorbei zu schleusen.

Strand auf den Seychellen

(c) Ehlers,DPA

Abendjournal, 4.4.2013

Oligarchen, Waffenhändler, Finanzjongleure

Die bisher vertraulichen Dateien belegen, auf welchen geheimen Wegen Reiche und Kriminelle Briefkastenfirmen und sogenannte Trusts nutzten, um große Vermögen zu verstecken und zweifelhafte Geschäfte zu verschleiern. Die Datenmenge aus insgesamt zehn Steueroasen umfasst 260 Gigabyte und 2,5 Millionen Dokumente. 130.000 Personen aus mehr als 170 Ländern werden in den Unterlagen aufgelistet. Die Dokumente stammen von zwei Firmen, die auf die Errichtung sogenannter Offshore-Gesellschaften spezialisiert sind. Sie gehören zu den größten Anbietern weltweit. In den Unterlagen finden sich die Namen von Oligarchen, Waffenhändlern und Finanzjongleuren. Die Daten wurden im vergangenen Jahr dem Internationalen Konsortium für investigative Journalisten (ICIJ) in Washington übergeben.

Keine Österreicher?

In den Unterlagen finden sich 107 griechische Offshore-Unternehmen, der Schatzmeister des früheren Wahlkampfteams von Frankreichs Staatschef François Hollande, die Tochter des philippinischen Ex-Diktators Ferdinand Marcos und auch Hunderte deutsche Fälle. Die "Süddeutsche Zeitung" nennt als prominentes Beispiel den Millionenerben und Künstler Gunter Sachs. Aus Österreich ist die in den USA geborene Komponistin Denise Rich mit heimischem Pass verzeichnet. Bei deutschen Steuerhinterziehern dürfte es laut Schätzungen weltweit um ein Hinterziehungsvolumen von rund 400 Mrd. Euro gehen. Das österreichische Finanzministerium will jedenfalls "der Sache nachgehen", wie ein Sprecher betonte.

Die Recherchen bei der "Süddeutschen Zeitung", der "Schweizer Sonntagszeitung" und beim "NDR" in Sachen Offshore-Leaks dauern bereits seit vergangenem Oktober an. Übrigens ist kein österreichisches Medium Mitglied im ICIJ, die Daten gehen nur an Mitglieder.